Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

Im Land der Burgen

› Groß und mächtig liegt die Festung Ehrenbreitstein auf einem Fels gegenüber dem Zusammenfluss von Mosel und Rhein in Koblenz. Hier ist der Hauptsitz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) und damit auch das Büro von Dr. Angela Kaiser-Lahme. Kaiser-Lahme ist Direktorin Burgen, Schlösser, Altertümer der GDKE. Die Festung gehört gemeinsam mit 77 weiteren Liegenschaften in ihren Bereich. „Die große Mehrheit unserer Liegenschaften sind Burgen“, erklärt die Direktorin. „Hinzu kommen noch einige Schlösser, wie etwa Schloss Villa Ludwigshöhe über Edenkoben, sowie die Altertümer, vorwiegend die römischen Stätten rund um Trier.“

„Kultur für alle“

Die Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer ist für Instandsetzung, Betrieb und Unterhalt der Liegenschaften zuständig, aber auch für die historische Forschung und Dokumentation der Bauten und ihres Inventars sowie für die Erschließung der Bauten und die Vermittlung ihrer Geschichte. Gegründet wurde sie 1998, damals noch beheimatet im Landesamt für Denkmalpflege. „Damals, in Zeiten leerer öffentlicher Kassen, stand sogar im Raum, die Liegenschaften an den neu gegründeten Landesbetrieb Bau und Liegenschaftsbetreung zu veräußern, um möglichst hohe Einnahmen zu erzielen“, erinnert sich Kaiser-Lahme. Doch die damalige Landesministerin für Kultur, Jugend, Familie und Frauen, Rose Götte, setzte sich mit ihren Plänen durch, die Liegenschaften nicht nur in öffentlicher Hand zu behalten, sondern sie auch weiterzuentwickeln. Getreu der Devise „Kultur für alle“ sollten die historischen Stätten möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden.

Rund 240 Veranstaltungen pro Jahr

In den vergangenen 25 Jahren hat die Stabsstelle, die 2007 in die neu gegründete Generaldirektion Kulturelles Erbe als eigene Direktion eingegliedert wurde, ein breites Spektrum an Formaten entwickelt, um Besucher*innen auf die Burgen und Schlösser zu locken und ihnen die Bedeutung dieses Erbes näherzubringen. Rund 240 solcher Veranstaltungen jährlich waren es vor der Pandemie. „Der Aufwand für ein solches Programm ist enorm“, sagt Kaiser-Lahme. „Deshalb geben wir immer mehr Veranstaltungen in die Hände von Partnern, mit denen wir aber eng zusammenarbeiten.“

Neben Burgfesten, Führungen und Mittelaltermärkten gehörten Burgerlebnistage zu den ersten Veranstaltungen, die die Direktion initiierte und die sich inzwischen als echter Klassiker etabliert haben. So gibt es zum Beispiel auf der Reichsburg Trifels oder der Hardenburg regelmäßig Erlebnistage zu Themen wie „Handwerker und Künstlerinnen“ oder „Mythen und Legenden“ mit zahlreichen Mitmachangeboten für Groß und Klein.
Gleichzeitig wagte sich die GDKE auch an neue Formate wie Kostümführungen und Schauspielführungen, bei denen professionelle Schauspieler in die Rolle einer (meist fiktiven) Figur schlüpfen und die Besucher*innen nach einem festen Drehbuch durch den historischen Bau führen und vom alltäglichen Leben ihrer Zeitgenossen erzählen. Den Anfang machte in der Pfalz „Die Befreiung des Richard Löwenherz“ (Foto), bei dem der englische König die Geschichte seiner Gefangenschaft auf der Reichsburg Trifels lebendig werden lässt. Das Ein-Personen-Stück war von Anfang an eine Erfolgsgeschichte, das in diesem Sommer um die Produktion „Eine Hochzeit und ein Todesfall“ ergänzt wird, bei der die Gräfin von Leiningen die Gäste durch die Hardenburg des frühen 17. Jahrhunderts führt und aus ihrer bewegten Familiengeschichte erzählt.

Die GDKE-Verantwortlichen adaptieren auch neue Formate für ihre Zwecke. So feierte im vergangenen Sommer das Rätselabenteuer „Hidden Places“ auf der Hardenburg Premiere, bei dem die Teilnehmer*innen nach dem Escape-Room-Prinzip Hinweise entschlüsseln und Spuren lesen müssen, um das Geheimnis der Burg zu lüften. In diesem Sommer wird das Spiel speziell für gehörlose Menschen beziehungsweise Menschen mit Hörbehinderung angeboten, da Kaiser-Lahme und ihr Team verstärkt auch inklusive Formate anbieten wollen.

Digitale Angebote als Ergänzung

Und auch gegenüber digitalen Formaten und Angeboten, wie Apps oder Animationen, haben die GDKE-Macher*innen keine Berührungsängste. „Wichtig ist uns nur, dass diese Formate nicht den Besuch vor Ort ersetzen, sondern vielmehr ergänzen und dazu beitragen, dass die Gäste den jeweiligen Bau und seine Historie besser verstehen“, erläutert Kaiser-Lahme — und spricht damit einen ganz wesentlichen Aspekt an. Alle Veranstaltungen und Formate sollen die Besucher*innen nicht nur unterhalten, sondern ihnen die Bedeutung des historischen Erbes bewusst machen und Einblicke in die Geschichte geben. „Die Erforschung unserer Liegenschaften ist immer die Grundlage nicht nur für ihre Sanierung und bauliche Rekonstruktion, sondern auch für unsere Vermittlungsangebote. Denn wenn ich nicht weiß, was ich da eigentlich vor mir habe , kann ich auch niemandem davon erzählen.“ ‹


Themenjahr „25 Jahre Burgen, Schlösser, Altertümer“
Weitere Infos und Termine: www.gdke.rlp.de


Geschichte erleben — einige Highlights des Sommers

Abenteuer Burg Gräfenstein — von Plagegeistern, Pein und Pestilenz

Eine spannende Zeitreise durch die Geschichte der imposanten Burg Gräfenstein. Die Bewohner*innen der Burg erzählen, dass es in der Zeit des 14. Jahrhunderts kein einfaches Leben war und man mit mancherlei rechnen musste …
17.06.2023, 16 Uhr, Burg Gräfenstein, Merzalben, Anmeldung erforderlich

Eine Hochzeit und ein Todesfall

Bei dieser neuen Schauspielführung für Erwachsene entführt die Gräfin von Leiningen die Besucher*innen in das frühe 17. Jahrhundert. Sie lernen die Burganlage und ihre bewegte Geschichte kennen und die hochadlige Dame plaudert über ihre Familie, ihre Hochzeit und das herrschaftliche Leben der Familie von Leiningen.
18.06. & 09.07.2023, 14 Uhr, Hardenburg, Bad Dürkheim, Anmeldung erforderlich

Die Befreiung des Richard Löwenherz

Richard Löwenherz ist auf dem Trifels gefangen. 23 Tonnen Silber soll seine Freilassung die englische Krone kosten. Die Gäste schließen sich den verwegenen Befreiern an und erleben eine Geschichte voll von Intrigen, Machtkämpfen und großem Mut. Meisterhaft dargestellt durch den Schauspieler Markus Maier.
10.06., 15.07., 29.07. & 26.08.2023, 18 Uhr, Reichsburg Trifels, Anmeldung erforderlich

Hand in Hand: Die Sanierung der Burg Scharfenberg — Podiumsdiskussion

In den vergangenen vier Jahren wurden mehrere Burgen in der Südpfalz aufwendig saniert: Wegelnburg, Anebos und Scharfenberg. Was steht hinter einer solchen Sanierung, damit diese Burgen erforscht, saniert und für Besucher*innen erschlossen werden können? Das Gespräch gibt einen spannenden Einblick in die Arbeit der GDKE und beleuchtet die neuesten Erkenntnisse über die frisch sanierte Burg Scharfenberg.
13.07.2023, 18.30 Uhr, Reichsburg Trifels, Eintritt frei

Weitere Termine und Infos:
www.burgenlandschaft-pfalz.de
Bildnachweis:
Axel Thünker – DGPh, Bonn

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

Unter dem Motto „Wir machen Geschichte lebendig!“ erforschen, sichern, sammeln und vermitteln die sechs Direktionen unter dem Dach der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) das Kulturelle Erbe des Bundeslandes. Ihren Sitz hat die Obere Landesbehörde, die direkt dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur nachgeordnet ist, in der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Zu den Liegenschaften und Denkmälern, für die die GDKE in der Metropolregion Rhein-Neckar zuständig ist, gehören das Schloss Villa Ludwigshöhe in Edenkoben, die Reichsburg Trifels in Annweiler und die Hardenburg in Bad Dürkheim. In Speyer ist eine Außenstelle der Landesarchäologie beheimatet, die unter anderem das „Archäologische Schaufenster“ betreibt.
AdresseGeneraldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz // Festung Ehrenbreitstein // 56077 Koblenz // Telefon: 0261 6675-0 (Zentrale)
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