zeitraumexit / Freie Szene

Solidarisches Preissystem

› Die Idee des solidarischen Preissystems reicht bis in die 1980er-Jahre zurück, als der Wirtschaftswissenschaftler und Sozialaktivist Michael Albert und der Ökonom Robin Hahn das Konzept entwickelten. Als Alternative zum marktbasierten Preissystem, das ihrer Meinung nach zu Ungleichheit und Ausgrenzung führt, schufen sie eine Staffelung, bei der alle selbst bestimmen, wie viel sie zahlen.
Das EinTanzHaus, das Theaterhaus G7 und zeitraumexit haben schon vor einigen Jahren solidarische Preissysteme eingeführt. Als Akteur*innen der Freien Szene Mannheims fördern und produzieren die drei Institutionen Kunst aus den Bereichen Tanz, Theater, Performance-Kunst sowie genreübergreifende Projekte und soziokulturelle Arbeiten. Jedes Haus setzt dabei eigene thematische Schwerpunkte. Künstlerische Kooperationen und ein reger Austausch bilden das gemeinsame Fundament, das zukünftig weiter gestärkt und ausgebaut werden soll.

Zeichen der Solidarität

Ab der kommenden Spielzeit vereinheitlichen die Kulturhäuser ihre Preise, wie die Leiter*innen der Häuser Daria Holme (EinTanzHaus), Inka Neubert und Pascal Wieandt (Theaterhaus G7) sowie Johanna Baumgärtel und Frank Degler (zeitraumexit) bekannt gegeben haben. Als Reaktion auf steigende Lebenshaltungskosten wollen die drei freien Häuser Mannheims mit ihrem gemeinsamen Preissystem ein Zeichen der Solidarität setzen und die Information zur solidarischen Preisgestaltung nochmals verstärkt in die Stadtgesellschaft kommunizieren.

„Zu wenig Menschen wissen davon“, bedauert Inka Neubert, die Leiterin des Theaterhauses G7. Und Frank Degler von zeitraumexit ergänzt: „Wir möchten Menschen erreichen, bei denen die knappen Mittel kulturelle Teilhabe erschweren. Die Lebenshaltungskosten steigen, das merken wir auch bei unserem Publikum. Unsere Antwort darauf ist mehr statt weniger Solidarität.“

„Es geht uns um mehr als um Geld“, sagt die künstlerische Leiterin des EinTanzHauses, Daria Holme. „Die drei Häuser treten gemeinsam auf und schaffen mehr Sichtbarkeit für die Freie Szene. Auch das ist ein Zeichen der Solidarität: Wir arbeiten gemeinsam an der kulturellen Vielfalt in Mannheim.“

Häuserübergreifende Stempelkarten und Gutscheine

Deshalb möchten die Kultureinrichtungen in Zukunft auch in anderen Bereichen noch näher zusammenrücken. Eine gemeinsame Stempelkarte soll zum Besuch aller drei Institutionen motivieren. Die Karte funktioniert wie eine übliche Bonuskarte: Die Inhaber*innen sammeln für jeden Veranstaltungsbesuch einen Stempel. Wenn die Karte voll ist, erhalten sie freien Eintritt in einem der drei Kulturhäuser. Darüber hinaus ist ein einheitlicher Gutschein geplant, der sowohl im EinTanzHaus als auch im Theaterhaus G7 und bei zeitraumexit eingelöst werden kann.

Barrieren abbauen

„Das solidarische Preissystem ermöglicht Menschen aus unterschiedlichen finanziellen Situationen den Theaterbesuch“, betont Neubert. Es hat sich seit Jahren in den Häusern der Freien Szene bewährt: Während auch diejenigen, deren Mittel knapp sind, sich ein Ticket leisten können, finanzieren diejenigen, die genug haben, durch ein teureres Ticket das System mit. Unter dem Strich bleiben die Ticketeinnahmen gleich, die Kosten aber werden fairer verteilt. So ist das Konzept solidarischer Preise auch für knapp finanzierte Kulturinstitutionen möglich. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Menschen gerne bereit sind, für gute Kunst einen solidarisch höheren Eintrittspreis zu bezahlen, während gleichzeitig Barrieren abgebaut werden.

Dass solidarische Preismodelle außerdem das Gemeinschaftsgefühl stärken können, zeigen Projekte in anderen Ländern. In Kanada, Schweden, Frankreich und den USA gibt es Beispiele, wie solche Systeme in Bildung, Kultur und Gesundheitswesen erfolgreich eingesetzt werden. Und auch die Mannheimer Institutionen möchten damit ein Zeichen setzen: für mehr statt weniger Solidarität — gerade auch in herausfordernden Zeiten. ‹


Das neue Preismodell

So viel ändert sich gar nicht: Neue Namen für die Preiskategorien, leicht angepasste Preise, vor allem aber: Übersichtlichkeit und Gemeinsamkeit.

Die Karte für Alle (5 Euro)
Die Karte für Viele (10 Euro)
Die Karte für Einige (15 Euro)
Die Karte für Manche (25 Euro)

Inhaber*innen eines Kulturpasses erhalten in allen drei Häusern weiterhin freien Eintritt.


Die Locations

  • zeitraumexit

zeitraumexit

Hafenstraße 68, Mannheim
www.zeitraumexit.de
  • eintanzhaus

EinTanzHaus

Ehemalige Trinitatiskirche in G4, Mannheim
www.eintanzhaus.de
  • theaterhaus g7

Theaterhaus G7

G7, Mannheim
www.tig7.de

zeitraumexit

zeitraumexit ist ein Ort der Öffnung und gibt der Neugier und dem interessierten Hinterfragen Raum. Im Fokus stehen das aktuelle Geschehen, aktuelle Tendenzen und Strömungen in der Gesellschaft und wie Künstler mit dieser komplexen Welt umgehen. Dabei geht es sicher nicht um Antworten oder Wahrheiten, sondern vielmehr die Suche und das gemeinsame Befragen. Dabei lässt sich zeitraumexit nicht auf eine bestimmte Kunstform festlegen.Vielmehr stehen die Möglichkeiten im Mittelpunkt, die aktuelle Künste jenseits des Mainstreams anbieten, um Prozesse und Phänomene unserer Gesellschaft zu erforschen. Genau diese Freiheit ermöglicht es, ein Programm zu zeigen, das eine Auseinandersetzung von Kunst und Gesellschaft, deren Wechselwirkungen, Abhängigkeiten und Möglichkeiten wagt.
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