Wunder der Prärie

Ein neuer Pfadfinder

› Herr Possmann, warum ist Frank Degler ein geeigneter Nachfolger?
Possmann: Ich hoffe, Frank wird kein Nachfolger, sondern eher ein Pfadfinder. Und Pfadfinder*innen, also Frauen und Männer, die sich auf fremdem Terrain zurechtfinden, waren immer sehr gut für zeitraumexit. Frank sucht die Herausforderung, er ist offen und selbstkritisch und gleichzeitig hat er eine sehr klare politische Haltung. All das war dem Vorstand und dem Team sehr wichtig, denn ich habe ja nicht alleine entschieden.

Herr Degler, was reizt Sie an der neuen Aufgabe?
Degler: Ich freue mich wahnsinnig darauf, gemeinsam mit dem Team von zeitraumexit einen beglückenden Ort zu kreieren. Kunst ist ja eigentlich ein „safe space“, in dem alles erlaubt ist, alles versucht und gedacht und gespürt werden darf. Es ist schön und lohnend, dass Mannheim mit zeitraumexit einen solchen Ort der Freiheit hat.

Sie bilden bis Dezember eine Doppelspitze. Planen Sie gemeinsam das Programm?
Possmann: Es wäre sicherlich schön, gemeinsam Programm zu machen, doch das Programm für 2021 steht eigentlich. Wegen des Shutdowns im Frühjahr haben wir mehr Programm, als wir unterbringen können. Das gemeinsame Programmieren muss also warten.

Degler: Wir werden bis Ende des Jahres sicher über vieles sprechen und ich darf von Jans großer Erfahrung profitieren. Im Übrigen glaube ich, dass diese einsame Leitungsfigur nicht mehr zeitgemäß ist und dass auch kuratorische Entscheidungen grundsätzlich dialogisch funktionieren sollten.

Herr Degler, welche Ideen haben Sie für die Zukunft?
Degler: Zeitraumexit hat tatsächlich diese Doppelrolle als soziokulturelles und Performance-Art-Zentrum. Ich möchte deren Eigenlogiken stärken. Momentan versucht zeitraumexit, die beiden Bereiche zu verbinden. Das heißt, es werden soziokulturelle Inhalte in die Kunst gebracht oder, umgekehrt, es wird Kunst mit soziokulturellen Mitteln gemacht. Zudem wollen wir uns neben der Live-Art wieder mehr auf die klassische Performance-Kunst konzentrieren.

Wie wollen Sie Soziokultur und Kunst als eigenständige Bereiche konkret stärken?
Degler: Die soziokulturelle Arbeit mit der Stadtgesellschaft und den Menschen im Stadtteil soll noch sichtbarer werden. Wir wollen die Gespräche intensivieren und mit den Partnerinnen und Partnern vor Ort Angebote entwickeln, die punktgenau treffen. Im Bereich der Kunst sollen jedoch keine Abstriche gemacht werden. Die Niederschwelligkeit des Hauses soll nicht auf Kosten der künstlerischen Inhalte gehen. Wir haben das Vertrauen, dass gute Kunst für alle zugänglich sein kann.

Herr Possmann, welches Fazit ziehen Sie nach fünf Jahren zeitraumexit?
Possmann: Dass wir vieles erfolgreich gemacht und ebenso vieles noch nicht erreicht haben. Zeitraumexit und im Übrigen auch der Standort Mannheim haben nach wie vor sehr viel Potenzial, das wir noch nicht ausgeschöpft haben. Mit einer motivierten Verwaltung und einer engagierten Kulturpolitik an der Seite wäre noch so vieles möglich. ‹


Wunder der Prärie — Care City
30. September bis 10. Oktober 2021
Künstler*innenhaus zeitraumexit und andere Spielstätten in Mannheim
www.zeitraumexit.de
www.wunderderpraerie.de
Bildnachweis:
Nathalie Leuerer

Wunder der Prärie

Alle zwei Jahre wird die Metropolregion Rhein-Neckar zum Zentrum internationaler Live-Art: Mit Performance, Tanz und genreübergreifenden Projekten an der Schnittstelle zu Theater und Bildender Kunst steht „Wunder der Prärie“ seit 2004 für die Präsentation aktueller Kunstformen im Südwesten der Republik. „Wunder der Prärie“ zählt zu den 15 Top-Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar und steht unter der Schirmherrschaft von OB Dr. Peter Kurz.
Adressezeitraumexit // Hafenstraße 68 // 68159 Mannheim-Jungbusch // Telefon: 0621 3709831 // E-Mail: info@zeitraumexit.de
Spielortezeitraumexit
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    Dreams in a Cloudy Space – Alte Körper gelten in unserer Gesellschaft als defizitär. Doch wie kann man ihnen begegnen und sie jenseits von dem wahrnehmen, was sie nicht mehr leisten? Choreografin Antje Velsinger hat für ihr Projekt, das im Rahmen von Wunder der Prärie entstand, in Altenheimen und Senio­rentreffs recherchiert und lässt eine 75-Jährige gemeinsam mit einer 35-jährigen Tänzerin auftreten. (Foto: Imke Lass)
    02.10.2021, 20 Uhr und 03.10.2021, 18 Uhr, EinTanzHaus, Mannheim, www.eintanzhaus.de
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