Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Kanäle, Kaskaden und Springbrunnen

› Die malerische Sommerresidenz der Kurfürsten von der Pfalz entstand im 18. Jahrhundert aus einer kleinen mittelalterlichen Wasserburg. Unter Kurfürst Carl Philipp wurde die dreiflügelige Schlossanlage erbaut, sein Nachfolger Carl Theodor erweiterte sie zu dem Bauwerk, das wir heute kennen. Vorbild war der französische Königshof von Versailles, auch was den gestalterischen Umgang mit dem Element Wasser anging: Der Kurfürst entsandte eigens einen Brunnenmeister vor die Tore von Paris, um die dort eingesetzte Wassertechnik zu studieren.
Das Wasser dient in Schwetzingen nicht nur der Versorgung der Grünanlagen. Mit Bassins, Kanälen, Kaskaden und Springbrunnen bringt es Leben in den Garten, erfüllt ihn mit Bewegung und Geräuschen — es ist das grundlegende Element der Gartengestaltung. Zwei Wasserwerke versorgen die Wasserspiele. Mit nicht nur für die damalige Zeit ausgeklügelter Technik wird in ihnen der benötigte Druck erzeugt, um das Wasser im Garten rieseln, fließen, sprudeln oder spritzen zu lassen — ganz nach dem Gestaltungswillen der Künstler und natürlich des Herrschers.

Kurfürst Carl Theodor ließ den Schlossgarten auf der Höhe seiner Zeit gestalten und dabei alle zu Gebote stehenden künstlerischen Mittel einsetzen. Das regelmäßig gegliederte Parterre ist ein beispielhaftes Gestaltungselement des Barockgartens französischer Provenienz. Die Bepflanzung in den äußeren Bereichen gleicht dagegen einer natürlichen Landschaft. Sie folgt der im 18. Jahrhundert in England entwickelten Idee des Landschaftsgartens. Ursprünglich hatte Kurfürst Carl Theodor den Plan, auch das Schloss neu bauen zu lassen. Umgesetzt wurden aber nur die Zirkelbauten, die den Garten als gebaute Kulisse rahmen und ihn so in Szene setzen.

Der älteste Blitzableiter Europas

Und auch mit dem entgegengesetzten Element, dem Feuer, beschäftigte sich der Kurfürst. So befinden sich im Schloss Schwetzingen die ältesten Blitzableiter Europas. Bereits 1776 hatte Carl Theodor verfügt, dass auf allen Schlössern und Pulvertürmen seiner Länder „Wetterleitern“ errichtet werden sollten. Da nicht nur Schwetzingen, sondern auch Heidelberg wenige Jahre zuvor von Blitzeinschlägen heimgesucht worden waren, entwickelte Johann Jacob Hemmer zu diesem Zweck und im Auftrag des Kurfürsten den sogenannten Hemmer’schen Fünfstern. Neben den Blitzableitern traf man weitere Vorkehrungen: Feuerspritzen und Löscheimer standen stets zum Einsatz bereit, denn die Gefahr eines Brandes war im Schloss allgegenwärtig: Gerade in den Küchen gab es viele offene Feuerstellen und auch die damals üblichen Kerzen waren eine stete Bedrohung.

Künstlerisch setzte der Kurfürst den vier Elementen mit den Statuen antiker Gottheiten ein Denkmal. Eine liegende Männergestalt verkörpert vermutlich Vulkan, den Gott des Feuers, jedenfalls verweisen das brennende Holzscheit und der Hammer darauf. Sicher ist das jedoch nicht, denn auch Pluto, der Gott der Unterwelt, könnte gemeint sein, da der Höllenhund Cerberus die Statue begleitet.

In verschiedenen Sonderführungen gibt es noch vieles mehr über die Schönheit und Macht der Elemente in Schloss Schwetzingen zu entdecken. Eine Führung zu den Wasserspielen im Schlossgarten und weitere interessante Veranstaltungen finden Sie aufwww.schloss-schwetzingen.de. ‹
Bildnachweis:
Uschi Wetzel © SSG (Fontänen); Günther Bayerl © SSG (Ansicht Schloss)

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, vermitteln, entwickeln und bewahren 59 der landeseigenen historischen Monumente im deutschen Südwesten. In der Metropolregion Rhein-Neckar ist die Verwaltung der Staatlichen Schlösser & Gärten für das Schloss Heidelberg, das Barockschloss Mannheim sowie Schloss und Schlossgarten Schwetzingen zuständig. Das Themenjahr 2018 steht unter dem Motto „Von Tisch und Tafel“ und lockt die Besucher mit vielen attraktiven Angeboten in die historischen Anlagen.
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg – Zentrale // Schlossraum 22 a // 76646 Bruchsal // Telefon: 07251 742701 /E-Mail: info@ssg.bwl.de
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