Nationaltheater Mannheim

Für mehr Vielfalt

Eine Maria Stuart, die schwarz ist? Ein Hamlet, der von einem Schauspieler mit asiatischen Wurzeln gespielt wird? Bis heute widersprechen solche Rollenbesetzungen den gängigen Sehgewohnheiten. Sophie Kara möchte diese Muster brechen. Seit zwei Jahren ist die 31-Jährige Referentin für Diversität am Nationaltheater Mannheim. „Ich entscheide zwar nicht darüber, wer welche Rolle spielt, aber was ich voranbringen kann, ist, dass sich intensiver und konkreter mit Fragen der Diversität beschäftigt wird.“ Zu ihrem Jobprofil gehört es, auf mehr Vielfalt bei Personal, Programm und Publikum zu achten.

Türkische und englische Übertitel

Das ganze Haus soll in diesen Prozess mit einbezogen werden. „So findet die Auseinandersetzung nicht nur auf künstlerischer Ebene statt, sondern geht tiefer in den Betrieb hinein.“ Für Kara ein notwendiger, fast schon überfälliger Vorgang. „Diversität ist keine Vision, sondern Realität“, betont sie. Schließlich haben in Mannheim etwa 44 Prozent der Einwohner*innen einen Migrationshintergrund, auf den Theaterrängen ist davon jedoch wenig zu sehen. Das soll sich ändern. „Ich habe Kontakt mit Bildungsträgern, Akteur*innen der Zivilgesellschaft und migrantischen Vereinen, um herauszufinden, wie sie das Theater wahrnehmen und welche Barrieren es gibt“, erklärt Kara. Eine Hemmschwelle für Neuzugewanderte kann bereits die Sprache sein. In dieser Spielzeit zeigt das Schauspiel daher vier Stücke und die Oper eine Produktion, die mit Türkisch oder Englisch übertitelt sind.

Critical Friends

Mit neu geschmiedeten internen, aber auch externen Netzwerken hat sich die studierte Politologin Verbündete für ihre Anliegen gesucht. Die AG Diversität etwa hat die Konzeption eines diversitätsorientierten Leitbilds für das Nationaltheater angestoßen. Mit der Mannheimer Kunsthalle gründete Kara die Gruppe „Critical Friends“ aus migrantischen Vereinen, aber auch kulturinteressierten Einzelpersonen. „Die Critical Friends besuchen regelmäßig Veranstaltungen und besprechen, was und wer dort repräsentiert wird und welche Perspektive gegebenenfalls fehlt.“

Sophie Kara selbst ist in Karlsruhe geboren, ihre Eltern und Großeltern sind aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Dass sie mit verschiedenen Kulturen und Sprachen aufgewachsen ist, betrachtet sie als eine Ressource für ihre Stelle, jedoch nicht als die einzige. „Als Politikwissenschaftlerin blicke ich auf gesellschaftliche Zusammenhänge anders als jemand, der etwas anderes studiert hat“, betont sie.


Info: Die Bundeskulturstiftung fördert mit dem Fonds „360 Grad“ Projekte für mehr Diversität. Neben dem Nationaltheater nimmt in der Kulturregion Rhein-Neckar auch die Deutsch Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz an diesem Programm teil. Agent für Diversitätsentwicklung ist dort André Uelner.

Nationaltheater Mannheim

Das Nationaltheater Mannheim ist eines der größten und ältesten kommunalen Repertoiretheater Deutschlands. Hervorragende künstlerische Leistungen, Ur- und Erstaufführungen machen es zum Flaggschiff der Stadt Mannheim und überregional zu einer der bedeutendsten Bühnen Deutschlands. Davon zeugen jährlich rund 1300 Vorstellungen für ca. 330.000 Besucher genauso wie eine überregionale Berichterstattung. In jeder Spielzeit stehen in den vier Sparten Oper, Schauspiel, Tanz und dem Jungen Nationaltheater sowie der Mannheimer Bürgerbühne ca. 35 Premieren und 65 Wiederaufnahmen auf dem täglich wechselnden Spielplan.
AdresseAm Goetheplatz // 68161 Mannheim // Telefon: 0621 1680 0 // E-Mail: nationaltheater.marketing@mannheim.de
ÖffnungszeitenKartentelefon: 0621 1680 150 // Telefonzeiten: Mo–Fr 9–19 Uhr // Sa 9–13 Uhr // E-Mail: nationaltheater.kasse@mannheim.de
Kartenvorverkauf: Theaterkasse am Goetheplatz // Mo–Sa 11–18 Uhr und an allen Vorstellungstagen i
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