› FEEL GOOD?! Geht’s gut?! Fragt das IFFMH dieses Jahr. „Diese Frage ist heute nicht mehr ganz so einfach zu beantworten“, sagt Sascha Keilholz, Direktor des IFFMH. „Mir geht’s gut“, hätte man vielleicht früher gesagt. „Hab ein bisschen Stress, aber sonst alles okay.“ Das eigene Wohlbefinden und die Weltlage — das konnte man ganz gut voneinander trennen. Heute ist die Lage komplexer. Es gibt so viele Kipppunkte. Wann bricht der Golfstrom ab? Greift Putin bald auch die NATO an? Wird die Demokratie in den USA trotz Trump überleben? Haben wir bald eine AfD-Regierung? Wir können nicht mehr verdrängen, wie sehr wir in globale Zusammenhänge verstrickt sind und wie die großen Entscheidungen sich auf unsere kleinen Leben auswirken. Und deshalb können wir nicht so einfach sagen, ob es uns gut geht. „Was macht das eigentlich mit uns, was da in der Welt gerade passiert?“, fragt Keilholz. „Diese Frage ist aus der Banalität gehoben.“FEEL GOOD?! Kann das Kino uns helfen? „Kino ist immer eine Gefühlsmaschine“, sagt Keilholz. Und das Kino ist unmittelbar: „Wenn ich einen Kinosaal betrete, passiert mit mir etwas anderes, als wenn ich zu Hause einen Film streame. Bilder, Klänge, Farben entfalten dort eine Wirkung, die sich tief einprägt.“ Besonders deutlich wird das unmittelbar nach dem Film. Wenn der Abspann läuft, das Licht angeht und die Besucher*innen sich langsam aus den Kinosesseln schälen, sind viele erst einmal sprachlos. Das Gesehene wirkt nach, muss erst einmal verarbeitet werden. „Wenn wir mit dem Publikum im Anschluss an die Vorstellung über die Filme sprechen, geht es ganz häufig um Gefühle: Was hat der Film mit mir gemacht?“, sagt Keilholz. „Diese Gefühle, die die Filme bei uns und unserem Publikum auslösen, wollen wir dieses Jahr direkt zum Thema machen.“
FEEL GOOD?! Filme sehen, um die böse Welt da draußen zu vergessen. Das Kino als Weltflucht? „Darauf spielt unser Titel natürlich an“, sagt Keilholz. „Und Eskapismus kann auch legitim sein.“ Also einfach ab in den Kinosaal, wenn die Welt da draußen und das Privatleben einen gruseln? „Aber das ist nicht unser Verständnis von Kino und das ist auch nicht der Gedanke, wenn wir unser Programm zusammenstellen.“ Vielmehr geht es darum, dem Publikum die Möglichkeit zu geben, etwa Neues, etwas Unbekanntes zu entdecken. „Wir glauben, dass Filme uns aktivieren. Im Kinosaal habe ich Zeit, mich wirklich einzulassen — zwei Stunden statt zwei Sekunden im Stream. Für mich ist es das Gegenteil von Eskapismus: Es führt mich näher zu mir selbst und zur Welt.“ Und diese Auseinandersetzung führt dazu, dass wir uns besser fühlen. Konfrontieren statt verdrängen. Feels good!FEEL GOOD?! „Rotz und Wasser“ ist der Titel der diesjährigen Retrospektive. Es geht um die Ästhetik der großen Gefühle im Melodrama. Zwölf Filme aus sieben Jahrzehnten — von Michael Curtiz über Ingmar Bergman bis zu Wong Kar-Wai. Sind große Gefühle heute noch zeitgemäß? Kurator Hannes Brühwiler und Sascha Keilholz haben sich für die Retrospektive durch 100 Jahre Filmgeschichte geschaut. Und dabei eine interessante Erkenntnis gewonnen. „Die klassischen Hollywood-Melodramen wie Michael Curtiz’ ‚Mildred Pierce‘ aus den 1940er- und 1950er-Jahren sind relativ dezent, was die Gefühlssteuerung angeht.“ Sie seien deutlich inszeniert, die Bilder sorgfältig komponiert und kadriert und die Handlung folge den Genrekonventionen. Ein Film wie Lars von Triers „Breaking the Waves“ ist dagegen eine wilde Fahrt auf der Achterbahn der Gefühle. „Dieses Kino zieht uns mit allem, was ihm zur Verfügung steht, in den Sog der Emotionen. Die Filme sind wirklich Passionswege. Entweder man geht raus oder man erleidet es.“FEEL GOOD?! Und das Festival-Team, wie fühlt das sich? „Wir fühlen uns auf jeden Fall gut, wenn wir dieses Kulturangebot machen“, sagt Sascha Keilholz. „Und wir fühlen uns extrem gut, wenn wir mit den Gästen und mit unserem Publikum ins Gespräch kommen.“ Vielleicht können das Kino und die Gespräche darüber dazu beitragen, dass das Publikum, aber auch die Festivalmacher*innen und die Filmschaffenden die Dinge anders sehen, lernen, neue Perspektiven entwickeln. „Wir haben die Hoffnung, dass unser Festival dazu beiträgt, dass die Dinge, die uns so beschäftigen, in einem anderen Licht erscheinen, dass wir klarer sehen und wir uns alle ein wenig besser fühlen.“ Feel good?! Yeah! ‹
74. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH)
06. bis 16. November 2025
verschiedene Kinos in Mannheim und Heidelberg
Vorverkauf ab 20. Oktober 2025 (Programm ab 17. Oktober erhältlich)
www.iffmh.de
Holt die Taschentücher raus! Unter dem Titel „Rotz und Wasser — die Ästhetik der großen Gefühle im Melodrama“ lädt das IFFMH — passend zum Festivalmotto „Feel Good?!“ — zu einer Expedition ins Kino der emotionalen Ausnahmezustände. Kurator Hannes Brühwiler und Festivaldirektor Sascha Keilholz haben zwölf Filme aus der Zeit von 1945 bis 2012 ausgewählt, die das Melodrama in seiner ganzen Breite zeigen: von Hollywood-Klassikern wie Douglas Sirks „All that Heaven Allows“ (1955 über Ingmar Bergmans „The Passion of Anna“ (1969) bis hin zu Felix van Groeningens „The Broken Circle Breakdown“ (2012).Einen Fokus legt die Retrospektive auf Frauenfiguren, deren Leidenschaften und Lebensentwürfe an den Fesseln von Tradition, Familie und Moral zerbrechen — ob die alleinerziehende Mutter in Michael Curtiz’ „Mildred Pierce“ (1945, Bild), die stolze Kimonodesignerin in Kōzaburō Yoshimuras „Night River“ (1956) oder die aufopfernde Bess in Lars von Triers „Breaking the Waves“ (1996). Gleichzeitig zeigt das Genre nicht selten große Gefühle als Spiegel problematischer gesellschaftlicher Realitäten wie etwa in Peter Ho-sun Chans „Hongkong Love Affair“ (1996), in dem es auch um kulturelle Zugehörigkeit in einer vor einschneidenden Veränderungen stehenden Stadt geht, oder in Terence Davies’ autobiografischem Werk „The Long Day Closes“ (1992) über das Aufwachsen im christlich-konservativen Liverpool der 1950er-Jahre. Als Rahmenprogramm und Klammer der Reihe gibt es eine wissenschaftliche Podiumsdiskussion.Retrospektive „Rotz und Wasser — die Ästhetik der großen Gefühle“, Termine & Spielstätten ab 17. Oktober 2025
Eröffnungsfilm mit Gästen
06.11.2025, Cineplex Mannheim, N7Closing Night
Abschlussfilm mit anschließender Closing Party (Eintritt frei)
16.11.2025, Festival-Lounge, Stadthaus N1, MannheimInterkultureller Tag
07.11.2025
15 Uhr — Ausstellung „Symphonie einer Erinnerung“, Interkulturelles Zentrum Heidelberg
16 Uhr — Bubales Puppentheater, Jüdische Gemeinde Mannheim
18 Uhr — Vernissage Fotoausstellung „Klickwinkel“, Abendakademie Mannheim
19.30 Uhr — Französischer Abend mit Film und musikalischer Soirée, Festival-Lounge, Stadthaus N1, MannheimInterkultureller Brunch
Verschiedene Vereine bieten landestypische Köstlichkeiten
16.11.2025, ab 10.30 Uhr, Stadthaus N1, MannheimFilm & Gespräch „Palliativstation“
Dokumentarfilm „Palliativstation“ mit anschließendem Podiumsgespräch mit Regisseur Philipp Döring, Arzt Dr. Sebastian Pfrang sowie Vertreter*innen des Runden Tischs Hospiz und Palliativ Mannheim
16.11.2025, 11 Uhr — Filmvorführung, 15.30 Uhr — Podiumsgespräch (Eintritt frei), Cinema Quadrat, Mannheim
74. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH)
06. bis 16. November 2025
verschiedene Kinos in Mannheim und Heidelberg
Vorverkauf ab 20. Oktober 2025 (Programm ab 17. Oktober erhältlich)
www.iffmh.de
Schnief, schneuz, schluchz!
Die diesjährige Retrospektive des IFFM ist dem Melodram gewidmetNicht verpassen — Highlights aus dem Rahmenprogramm
Opening NightEröffnungsfilm mit Gästen
06.11.2025, Cineplex Mannheim, N7Closing Night
Abschlussfilm mit anschließender Closing Party (Eintritt frei)
16.11.2025, Festival-Lounge, Stadthaus N1, MannheimInterkultureller Tag
07.11.2025
15 Uhr — Ausstellung „Symphonie einer Erinnerung“, Interkulturelles Zentrum Heidelberg
16 Uhr — Bubales Puppentheater, Jüdische Gemeinde Mannheim
18 Uhr — Vernissage Fotoausstellung „Klickwinkel“, Abendakademie Mannheim
19.30 Uhr — Französischer Abend mit Film und musikalischer Soirée, Festival-Lounge, Stadthaus N1, MannheimInterkultureller Brunch
Verschiedene Vereine bieten landestypische Köstlichkeiten
16.11.2025, ab 10.30 Uhr, Stadthaus N1, MannheimFilm & Gespräch „Palliativstation“
Dokumentarfilm „Palliativstation“ mit anschließendem Podiumsgespräch mit Regisseur Philipp Döring, Arzt Dr. Sebastian Pfrang sowie Vertreter*innen des Runden Tischs Hospiz und Palliativ Mannheim
16.11.2025, 11 Uhr — Filmvorführung, 15.30 Uhr — Podiumsgespräch (Eintritt frei), Cinema Quadrat, Mannheim
Bildnachweis:
Szenenfoto aus dem Film „Renoir“ von Chie HayakawaInternationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg
Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg genießt als Forum für junge Talente einen internationalen Ruf. Regisseure wie François Truffaut, Wim Wenders, Rainer Werner Fassbinder, Krzysztof Kieslowski, Jim Jarmusch, Lars von Trier oder später Thomas Vinterberg, Frédéric Fonteyne, Guillaume Nicloux, Derek Cianfrance, Hong Sang-soo starteten in Mannheim- Heidelberg ihre Weltkarrieren. Neben rund 60.000 Besuchern kommen jedes Jahr etwa 1.000 internationale Gäste aus der Filmbranche. Dazu gehören Journalisten, Sales Agents, Verleiher und Produzenten.
TerminDO 06. bis SO 16. November 2025
AdresseIFFMH – Filmfestival Mannheim gGmbH // Kleiststraße 3–5 // 68167 Mannheim // Telefon: +49 621 - 489262-11 // E-Mail: info@iffmh.de
Spielorteviele Kinos in Mannheim und Heidelberg
Infoswww.iffmh.de