› Agostino Steffani, 1654 in der Nähe von Venedig geboren, war nicht nur Komponist, Musiker und Priester, sondern auch ein hochrangiger Diplomat — ein Brückenbauer zwischen Kunst und Politik, zwischen Italien und dem deutschsprachigen Raum. Schon früh wird sein Talent entdeckt: Als Elfjähriger tritt er in venezianischen Opernhäusern auf. Beim Karneval fällt dem bayerischen Kurfürst Ferdinand Maria seine schöne Stimme auf. Er nimmt den jungen Musiker mit nach München — der Beginn einer bemerkenswerten Karriere nördlich der Alpen. Geschmeidiger Vermittler und erfolgreicher KomponistEin Porträt zeigt Steffani mit Kinnbart und grimmigem Blick, doch Zeitgenossen beschreiben ihn als geschmeidigen Vermittler. In Versailles beeindruckt er den Sonnenkönig Ludwig XIV. mit seinem Cembalospiel. Später wirkt er an mehreren deutschen Fürstenhöfen, wo er sowohl musikalisch als auch diplomatisch gefragt ist. Sein Leben und seine geheimen Missionen faszinierten selbst die Bestsellerautorin Donna Leon. In ihrem Venedig-Krimi „Himmlische Juwelen“ begutachtet eine Musikwissenschaftlerin den Nachlass von Steffani. Das Komponieren ist für Steffani eine Art Flucht aus einer Welt, in der es von Intrigen nur so wimmelt. Das offenbart ein Brief, den er an die Königin Sophie Charlotte von Preußen 1702 schreibt. Er habe sich kopfüber in die Musik gestürzt, um der erdrückenden Last der eigenen Existenz zumindest zeitweilig zu entkommen, heißt es darin. „Bindeglied zwischen den Musiktraditionen“Auch in Heidelberg hinterlässt der Barockkomponist Spuren: Der pfälzische Kurfürst Johann Wilhelm beruft Steffani für zwei Jahre zum Rektor der dortigen Universität. Dass jetzt 300 Jahre später im benachbarten Schwetzingen seine Oper „Der in seiner Freiheit vergnügte Alcibiades“ auf die Bühne kommt, ist für den Co-Festivalleiter und Operndirektor des Heidelberger Theaters Thomas Böckstiegel ein lang gehegter Traum. „Steffani ist für mich ein Bindeglied zwischen den Musiktraditionen dieser Zeit.“ Er zeige, wie europäisch die Musikszene schon damals gewesen sei. Auf originelle Weise kombiniere er italienisches Temperament und Feuer mit deutschen und französischen Stilelementen. Die Oper „Der in seiner Freiheit vergnügte Alicibiades“ wurde 1693 in Hannover auf Italienisch uraufgeführt und später auf Deutsch an der Oper am Gänsemarkt in Hamburg gezeigt. Für die aktuelle Inszenierung dient die historische Übersetzung als Grundlage, sie wurde jedoch behutsam angepasst. „Wir machen kein Museumstheater, sondern wollen einen lebendigen Abend auf die Beine stellen“, betont Böckstiegel. Die Liebe zur Freiheit siegtDie Handlung spielt zur Zeit des Peloponnesischen Krieges zwischen Athen und Sparta. Das historische Setting dient vor allem dazu, die Machtverhältnisse zwischen den Figuren darzustellen. Im Mittelpunkt steht deren komplexes Beziehungsgeflecht: Der aus Athen verbannte Feldherr Alcibiades taucht inkognito in Sparta auf. Dort verfällt ausgerechnet die Verlobte des Spartanerkönigs seinem Charme. Zur gleichen Zeit gerät die athenische Prinzessin Aspasia in die Fänge der Spartaner. Sie tarnt sich als Sklavin und bleibt unerkannt. Während der König und der Feldherr Lysander sie umgarnen, sucht ihr Verlobter Pericles in ganz Sparta nach ihr. Auch Alcibiades interessiert sich für sie. Am Ende dieses Verwechslungsspiels siegt die Liebe zur Freiheit über alle Konventionen.Für die Inszenierung konnte Tom Ryser gewonnen werden. „Er arbeitet schon lange für die Oper, kommt aber ursprünglich von der Akrobatik, dem Clownstheater und dem Schauspiel. Daher legt er viel Wert auf das Schauspielerische“, verspricht Co-Festivalleiterin und Musiktheaterdirektorin Ulrike Schumann. Die Produktion soll in eine spektakuläre Bilderschau eingebettet werden. „Wir wollen den Theaterzauber von damals mit heutigen Mitteln erzeugen“, verspricht Böckstiegel.
Abschied vom Winter
Mit dieser Oper verabschieden sich er und seine Kollegin Schumann nach acht Jahren vom Winter in Schwetzingen. Zeit für ein Resümee: „Wir haben mit der noch von unserem Vorgänger Heribert Germeshausen geplanten Oper ‚La verità in cimento‘ von Vivaldi angefangen und uns danach auf die deutsche Barockoper konzentriert. Steffani ist die Verbindung zwischen beiden Traditionen“, erklärt Thomas Böckstiegel. Zum Finale kehren auch viele Weggefährten zurück, die das Barockfestival in den vergangenen Jahren geprägt haben. Mit dabei Clemens Flick, ein Experte für historisch informierte Aufführungspraxis, der die musikalische Leitung übernimmt, und Stefan Sbonnik, der als junger Tenor beim Winter in Schwetzingen begann und sich dem Publikum jetzt in der Rolle des Alcibiades präsentiert. ‹
Winter in Schwetzingen
28. November 2025 bis 25. Januar 2026
Rokokotheater und Schloss Schwetzingen, Peterskirche Heidelberg
www.theaterheidelberg.de
Beim Winter in Schwetzingen ist es Tradition, dass der musikalische Leiter der Oper zusätzlich ein Konzert gibt. Mit dem Ensemble „e.g. baroque“ zeigt Clemens Flick, auf welche Weise Antonio Vivaldi Komponisten wie Christoph Graupner und Johann Sebastian Bach beeinflusste. Mit dabei Countertenor Benjamin Lyko.
07. Dezember 2025, 19 Uhr, Rokokotheater Schwetzingen Bachchor-Konzert — Gloria in Excelsis
Festliches aus der Barockzeit: Der Bachchor und das Philharmonische Orchester Heidelberg präsentieren neben Bachs Weihnachtskantate auch „Missa Nativitatis Domini“ aus der Feder von Jan Dismas Zelenka. Der böhmische Komponist, ein Zeitgenosse Bachs und Händels, wirkte in Dresden. Die musikalische Leitung übernimmt Ines Kaun.
20. Dezember 2025, 19 Uhr, Peterskirche Heidelberg Dorothee Oberlinger — Pastorale
Dorothee Oberlinger verpasste der Blockflöte durch ihre Virtuosität ein ganz neues Image. Seit 20 Jahren leitet sie ihr Ensemble 1700, mit dem sie erneut in Schwetzingen gastiert. Unterstützt von dem Schauspieler Michael Witte, schlägt sie ein musikalisches Bilderbuch über eine italienische Weihnacht auf. Am Nachmittag findet eine kindgerechte kürzere Version statt.
28. Dezember 2025, 16 und 19 Uhr, Rokokotheater SchwetzingenLautten Compagney — Auf der Suche nach der besten Welt
Ebenfalls ein gern gesehener Gast ist die Lautten Compagney aus Berlin. Unter der Leitung von Wolfgang Katschner spielt sie die Kantate „Die Landlust“ von Georg Philipp Telemann. Darin wird Leben auf dem Land mit dem in der Stadt oder am Fürstenhof verglichen. Ein beliebtes Thema im Barock, das angesichts von Klimawandel und alternativer Lebensmodelle auch heute aktuell ist.
24. Januar 2026, 19.30 Uhr, Rokokotheater Schwetzingen
Mit dieser Oper verabschieden sich er und seine Kollegin Schumann nach acht Jahren vom Winter in Schwetzingen. Zeit für ein Resümee: „Wir haben mit der noch von unserem Vorgänger Heribert Germeshausen geplanten Oper ‚La verità in cimento‘ von Vivaldi angefangen und uns danach auf die deutsche Barockoper konzentriert. Steffani ist die Verbindung zwischen beiden Traditionen“, erklärt Thomas Böckstiegel. Zum Finale kehren auch viele Weggefährten zurück, die das Barockfestival in den vergangenen Jahren geprägt haben. Mit dabei Clemens Flick, ein Experte für historisch informierte Aufführungspraxis, der die musikalische Leitung übernimmt, und Stefan Sbonnik, der als junger Tenor beim Winter in Schwetzingen begann und sich dem Publikum jetzt in der Rolle des Alcibiades präsentiert. ‹
Winter in Schwetzingen
28. November 2025 bis 25. Januar 2026
Rokokotheater und Schloss Schwetzingen, Peterskirche Heidelberg
www.theaterheidelberg.de
Nicht verpassen!
Vivaldis weit gereiste WerkeBeim Winter in Schwetzingen ist es Tradition, dass der musikalische Leiter der Oper zusätzlich ein Konzert gibt. Mit dem Ensemble „e.g. baroque“ zeigt Clemens Flick, auf welche Weise Antonio Vivaldi Komponisten wie Christoph Graupner und Johann Sebastian Bach beeinflusste. Mit dabei Countertenor Benjamin Lyko.
07. Dezember 2025, 19 Uhr, Rokokotheater Schwetzingen Bachchor-Konzert — Gloria in Excelsis
Festliches aus der Barockzeit: Der Bachchor und das Philharmonische Orchester Heidelberg präsentieren neben Bachs Weihnachtskantate auch „Missa Nativitatis Domini“ aus der Feder von Jan Dismas Zelenka. Der böhmische Komponist, ein Zeitgenosse Bachs und Händels, wirkte in Dresden. Die musikalische Leitung übernimmt Ines Kaun.
20. Dezember 2025, 19 Uhr, Peterskirche Heidelberg Dorothee Oberlinger — Pastorale
Dorothee Oberlinger verpasste der Blockflöte durch ihre Virtuosität ein ganz neues Image. Seit 20 Jahren leitet sie ihr Ensemble 1700, mit dem sie erneut in Schwetzingen gastiert. Unterstützt von dem Schauspieler Michael Witte, schlägt sie ein musikalisches Bilderbuch über eine italienische Weihnacht auf. Am Nachmittag findet eine kindgerechte kürzere Version statt.
28. Dezember 2025, 16 und 19 Uhr, Rokokotheater SchwetzingenLautten Compagney — Auf der Suche nach der besten Welt
Ebenfalls ein gern gesehener Gast ist die Lautten Compagney aus Berlin. Unter der Leitung von Wolfgang Katschner spielt sie die Kantate „Die Landlust“ von Georg Philipp Telemann. Darin wird Leben auf dem Land mit dem in der Stadt oder am Fürstenhof verglichen. Ein beliebtes Thema im Barock, das angesichts von Klimawandel und alternativer Lebensmodelle auch heute aktuell ist.
24. Januar 2026, 19.30 Uhr, Rokokotheater Schwetzingen
Bildnachweis:
Susanne ReichardtWinter in Schwetzingen
Seit mehr als 15 Jahren bietet das Barock-Fest im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses Begegnungen mit Opernraritäten des Barocks. Inzwischen hat das Festival einen festen Platz in der deutschen Kulturlandschaft, immer wieder werden Aufführungen durch die Fachpresse als »Wiederentdeckung des Jahres« gewürdigt. Neben dem zentralen Werk, das in einer Neuinszenierung das Zentrum einer jeden Ausgabe bildet, bieten hochkarätige Konzerte in der kurfürstlichen Sommerresidenz den Rahmen. Mit der künstlerischen Leitung des Direktionsteams Ulrike Schumann und Thomas Böckstiegel widmet sich der Winter in Schwetzingen seit 2019 der Wiederentdeckung der Werke deutscher Barockkomponisten.
TerminFR 28. November 2025 bis SO 25. Januar 2026
AdresseTheater und Orchester Heidelberg // Theaterstraße 10 // 69117 Heidelberg
SpielorteSchloss Schwetzingen