Wilhelm-Hack-Museum

Kunst und Körper

› Nackt, verhüllt, jung oder alt, in Einzelteile zerlegt oder als Leinwand genutzt. Die Darstellung des Körpers und die künstlerische Auseinandersetzung mit ihm sind so alt wie die Kunst selbst. Ob im religiösen Kontext, als Herrschaftsporträt oder in der Historienmalerei — Körperbilder sind Zeugen ihrer Zeit. „Sie thematisieren und transportieren verschiedene Perspektiven der jeweiligen Epoche wie Schönheitsideale oder Geschlechterverhältnisse. Gleichzeitig dient der Körper immer dazu, tradierte Konventionen aufzubrechen“, erklärt Kuratorin Julia Nebenführ. Sie hat die Schau mit dem Titel „Körperbilder“, die ab Mitte März im Wilhelm-Hack-Museum zu sehen sein wird, aus Schätzen der hauseigenen Sammlung zusammengestellt.

Der Körper als Teil des künstlerischen Prozesses

Während Darstellungen des Körpers diesen bis Ende des 19. Jahrhunderts zumeist intakt abbilden, beginnt die Moderne ihn mehr und mehr zu zerlegen. Im Fokus steht weniger eine individuelle Darstellung, sondern vielmehr, den Körper mithilfe geometrischer Formen zu objektivieren. Gleichzeitig dekonstruiert der Surrealismus ihn parallel auch unter subjektiveren Gesichtspunkten. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird seine Bedeutung differenzierter: Er entwickelt sich von der bloßen Repräsentation zum aktiven Teilhaber am Kunstprozess. So wird der Leib selbst zum Ausdrucksträger, indem dessen Bewegung als abstrakte Geste unmittelbar auf der Leinwand festgehalten wird. Bestes Beispiel hierfür sind die Werke von Jackson Pollock. Neben der Malerei bekommt der Körper zudem in der Performance- und Konzeptkunst einen neuen Stellenwert und wird bis an seine Grenzen getrieben.
  • wilhelm-hack-museum kunst körper rudolf levy weiblicher akt
    Rudolf Levy, Weiblicher Akt mit überschlagenen Beinen, 1906, Öl auf Leinwand, 85 x 70,5 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein
  • wilhelm-hack-museum kunst körper pablo picasso Tête de femme
    Pablo Picasso, Tête de femme, 1952, Öl auf Leinwand, 55 x 46,8 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
  • wilhelm-hack-museum kunst körper Niki de Saint Phalle Nana dansante
    Niki de Saint Phalle, Nana dansante, 1970, Polyester, Farbe, Plinthe von Jean Tinguely, 56,8 x 41,5 x 19 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Eine neue Rolle erhält auch das Publikum. Sein passives Verhalten gegenüber dem Werk wird ersetzt durch eine aktive Teilhabe. Ob in der Ausführung meist alltäglicher Handlungsanweisungen oder als Teil eines Happenings, es ist unverzichtbar für die Vervollständigung des Kunstwerks. In verschiedenen Kapiteln zeigt die Ausstellung Körperbilder unter den Schlagworten „Intimität — Dekonstruktion — Interaktion“. „Wir zeigen die radikale Neupositionierung des Körpers im 20. Jahrhundert und spüren den vielfältigen Bedeutungen und Aufgaben der Körper in der Kunst von der Moderne bis zur Gegenwart nach“, erklärt Nebenführ. Gezeigt werden Werke von Alexander Archipenko, George Brecht, Giorgio de Chirico, Max Ernst, Allen Jones, Ernst Ludwig Kirchner, Ernst Wilhelm Nay, Max Pechstein, Niki de Saint Phalle, Katharina Sieverding, Annegret Soltau, Franz Erhard Walther. ‹

Körperbilder
19. März 2022 bis Januar 2023
Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
wilhelmhack.museum

Info! Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft, ein Heft in Leichter Sprache sowie eine Sonderausgabe des Literaturmagazins WORTSCHAU. Zu diesen Angeboten finden Sie jeweils einen Audiorundgang in der App des Wilhelm-Hack-Museums.
Bildnachweis:
August Macke, Badende Frauen (Entwurf für Weberei), 1913, Öl auf Leinwand, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein, Jackson Pollock, No. 18, 1948, Öl und Ducolack auf Leinwand, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Wilhelm-Hack-Museum

Wahrzeichen des Wilhelm-Hack-Museums ist seine Keramikfassade, die Joan Miró 1980 gestaltete. Heute gilt das Haus als das wichtigste Museum für die Kunst des 20. und 21.Jahrhunderts in Rheinland-Pfalz. Seine Schwerpunkte liegen auf der Klassischen Moderne, aber auch auf der konstruktiv-konkreten Kunst nach 1945. Profilierte Sonderausstellungen, Workshops und ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm machen das Museum zu einem kulturellen Zentrum von Ludwigshafen.
AdresseWilhelm-Hack-Museum // Berliner Straße 23 // 67059 Ludwigshafen // Telefon 0621 5043045 // E-Mail: hackmuseum@ludwigshafen.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 11–18 Uhr // Donnerstag 11–20 Uhr // Samstag, Sonntag & Feiertage 10–18 Uhr
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