COMMON PLACES

Die Kunst der Teilhabe

Erzieher*innen, Journalist*innen oder auch Waldhof-Fans: Die Darsteller*innen, die auf den Bürgerbühnen der professionellen Theater auftreten, kommen aus ganz unterschiedlichen Milieus. In den vergangenen zehn Jahren hat sich diese neue Sparte der Bürgerbühnen rasant entwickelt. Neben solchen Projekten gibt es aber auch immer mehr Formen der Partizipation, die mit den klassischen Theatertraditionen brechen — wie Happenings in Privatwohnungen oder soziale Skulpturen, mit denen zum Beispiel eine Parkanlage gerettet werden soll.

Streams und Online-Aufführungen, Workshops und Diskussionen

Wohin haben sich die partizipativen Projekte entwickelt und wie sieht ihre Zukunft aus? Diese Fragen stellt sich das Festival „COMMON PLACES — Tage für Partizipation und Theater“, das das Staatstheater Karlsruhe, das Nationaltheater Mannheim und die Pfalzbau-Bühnen Ludwigshafen gemeinsam mit dem Projekt Matchbox des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar veranstalten. „Von unseren Bürgerbühnen ausgehend wollen wir eine Brücke schlagen zu allem, was aktuell an partizipativer Kunst praktiziert wird“, erläutert Barbara Wendland von den Pfalzbau-Bühnen das Konzept des Festivals, das wegen Corona digital stattfinden wird. Geplant sind Streams und Online-Aufführungen, Workshops und Diskussionen.

Ein Stück mit ehemaligen Gefangenenen

Zur Festival-Eröffnung wird das Musiktheater „Stille Slag“ (Foto), eine Aufzeichnung des Revolvertheaters aus dem dänischen Østerbro, gestreamt. Im Vorfeld hatte die Regisseurin Gefängnisinsass*innen zum Gefühl von Leere sowie Eingesperrtsein und zu Aggressionen interviewt und aus diesen Gesprächen ein Stück mit Sänger*innen und ehemaligen Gefangenen konzipiert. „Besser ist besser“ ist eine Bühnenshow der Gruppe „I can be your translator“, die sich als Kollektiv mit inklusiver Grundhaltung versteht. Das Publikum bekommt die Aufgabe, die beste Performerin beziehungsweise den besten Performer zu küren. „Die Darsteller*innen treten mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit und großem Spaß auf“, berichtet Wendland. „Der Prüfung unterzieht sich eher das Publikum, weil man bei den eigenen Tabus ertappt wird.“ Im Film „I remember“ des britischen Duos Andy Field & Beckie Darlington spielen Kinder die Hauptrolle. Sie versetzen sich in die Situation, alt zu sein und auf ihr Leben zurückzublicken.

Das Rahmenprogramm behandelt unter anderem die Frage, welche Formen der Partizipation im Musiktheater möglich sind. „Das sind relativ neue Entwicklungen, weil man immer gedacht hat, dass nur Profis Musiktheater machen können“, erläutert Wendland. COMMON PLACES präsentiert in diesem Zusammenhang ein Opernprojekt aus einem Berliner Stadtteil, das sich der dort geplanten Gentrifizierung entgegenstellt. Beispiele wie diese zeigen: Von partizipativen Projekten können sowohl die Theater als auch die Beteiligten profitieren. „Wir Theaterleute bekommen Impulse von Menschen, die ein ganz anderes Leben führen“, bringt es Barbara Wendland auf den Punkt.

Common Places — Tage für Partizipation und Theater
10.–12.03.2022
Infos auf Instagram: @common.places.festival sowie auf den Websites der Veranstalter:
www.nationaltheater-mannheim.de
www.theater-im-pfalzbau.de
www.staatstheater.karlsruhe.de
www.matchbox-rhein-neckar.de

COMMON PLACES

Das Festival COMMON PLACES — TAGE FÜR PARTIZIPATION UND THEATER lädt mit Gastspielen, Workshops, Impulsen und Diskussionsformaten zum Austausch über Beteiligungsformen im Theater und darüber hinaus ein. Wie haben sich partizipative Ansätze in den letzten Jahren in den Darstellenden Künsten entwickelt? Was lässt sich von Expert*innen anderer Disziplinen sowie aus Politik und Gesellschaft lernen und wie sehen internationale Perspektiven auf Partizipation aus? Das digitale Programm zeigt Produktionen aus Deutschland, Dänemark, aus den Niederlanden, Belgien und Großbritannien, die einen Einblick in die zeitgenössische Bandbreite partizipativer Arbeit in Sprech-, Tanz-, Musiktheater und Performance geben. Vorträge und Gespräche knüpfen an die Gastspiele an, erweitern die europäische Perspektive und diskutieren kollektive, inklusive oder aktivistische Arbeitsmethoden.
TerminDO 10. bis SA 12. März 2022
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