International Science Festival – Geist Heidelberg

Ein Fest der Forschung

› Wir leben in Zeiten komplexer Herausforderungen — und selbst die Wissenschaft bleibt davon nicht verschont. So war es vor nicht allzu langer Zeit undenkbar, dass Positionen, die wissenschaftliche Erkenntnisse leugnen, anschluss- oder gar mehrheitsfähig sind. Das hat sich in jüngster Zeit grundlegend geändert: In den Debatten um Themen wie Klimawandel, Gesundheit oder Corona finden — schon aufgrund ihrer Lautstärke — die Stimmen verstärkt Gehör, die das Wissen, das Forscher*innen aus aller Welt über Jahrzehnte hinweg zusammengetragen haben, ignorieren, bestreiten und teilweise sogar verächtlich machen.

Wissenschaft braucht Zusammenarbeit

Umso wichtiger sind Orte, wie das International Science Festival — Geist Heidelberg, die der Wissenschaft ein Forum geben. Denn Wissenschaft hinterfragt, prüft und liefert so die Grundlagen für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Manchmal revidiert sie auch scheinbare Gewissheiten. Damit sie Erfolg hat, sind wissenschaftliche Pluralität und Kooperationen notwendig. Aus diesem Grund steht Geist Heidelberg 2025 unter dem Motto „CoScience: Wissenschaft braucht Zusammenarbeit“. Nationale und internationale Expert*innen stellen ihre Resultate aus der interdisziplinären Forschung vor — verständlich und für alle zugänglich. Sie laden dazu ein, die Möglichkeiten des Miteinanders zu entdecken — und darüber zu diskutieren, wie wir gemeinsam mehr erreichen können. Sie zeigen, warum es fatal wäre, die Existenzberechtigung der unabhängigen Wissenschaft zu leugnen. Denn sie kann unser Leben sicherer, besser und schöner machen. Sie schafft Irrtümer aus der Welt und löst Rätsel.

In seinem Vortrag „Survival of the Nettest“ liefert der Physiker und Mathematiker Dirk Brockmann einen originellen Gegenentwurf zur Darwin-These, wonach nur der Stärkere überleben kann. Er beweist in diesem Kontext, dass es auch nette Viren gibt, erläutert, wie tierische Solaranlagen funktionieren und wer die besten Netzwerker in der Natur sind.
  • international science festival heidelberg dai Amelie Schoenenwald
    Botschafter*innen des Wissens – Bei Geist Heidelberg sind unter anderem dabei die Reserveastronautin Amelie Schoenenwald, …
    (Foto: A. Conigli © ESA)
  • international science festival heidelberg dai Christoph Biermann
    … der Sport­journalist Christoph Biermann, …
    (Foto: Norman Posselt)
  • international science festival heidelberg dai Ana Pombo
    … die Biochemikerin und Zellbiologin Ana Pombo sowie …
    (Foto: © Pablo Castagnola, Max Delbrück Center)
  • international science festival heidelberg dai Tim Vollert
    … der Wissenschafts­influencer Tim Vollert.
    (Foto: Christiane Gundlach)
Ein Fokus von Geist Heidelberg liegt auf der Frage, wie durch neueste Erkenntnisse der Genforschung Krankheiten geheilt und Leben gerettet werden können. Bei der Eröffnung des Festivals berichtet die Neurologin Simone Spuler von den Möglichkeiten der Genschere CRISPR, Menschen mit genetisch bedingten Muskelerkrankungen zu helfen. Der Molekularmedizinerin Ana Pombo gelang es erstmals, die dreidimensionale Struktur der DNA sichtbar zu machen. Sie verdeutlicht, wie diese Entdeckung dabei helfen kann, bislang versteckte krankhafte Strukturmuster in der Zelle offenzulegen.

„Klang und Krach“

Musik und Klang spielen in diesem Jahr eine besondere Rolle. In „Klang und Krach“ beschäftigen sich Künstler*innen mit der Frage, ob man Artenvielfalt musikalisch umsetzen kann. Henkjan Honing analysiert den Zusammenhang von Musikalität und Sprache und untersucht, ob auch Tiere musikalisch sein können. Elaine Chew ist Expertin für Musikkognition und Biomedizin und legt dar, wie Musikklänge den Herzschlag beeinflussen und wie diese wichtige Erkenntnis in der Kardiologie Herzpatient*innen nützen kann.

Doch nicht nur Wissenschaftler*innen kommen bei Geist Heidelberg zu Wort. Auch Journalist*innen, also diejenigen, die dazu beitragen, dass die Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, haben ihren festen Platz im Programm. Der Journalist Jackson Ryan etwa reiste Ende 2021 an Bord eines Eisbrechers von Australien in die Antarktis. 50 Tage lang durchquerte er das Südpolarmeer und den Kontinent. Er berichtete über die Probleme der Antarktis und die Wissenschaftler*innen, die versuchen, sie zu retten. Zoë Schlanger von der New York Times taucht hingegen in die faszinierende Welt der Pflanzen ein. Sie schildert deren komplexes Sozialleben und wie sie daran arbeiten, die scheinbar unvermeidliche Klimakatastrophe aufzuhalten.

Alles nur Zufall?

Darüber hinaus präsentiert das Festival Forschungsergebnisse, die unsere alltäglichen Überzeugungen herausfordern. Was wäre, wenn im Fußball nicht immer der Beste oben in der Tabelle steht und nicht der Schlechteste absteigt, sondern vor allem der Zufall das Tabellenbild prägt? Wenn Real Madrid ein paar Mal zu oft und Pep Guardiola ein paar Mal zu selten die Champions League gewonnen hätte? Der bekannte Sportjournalist Christoph Biermann hat sich auf die Suche nach dem Zufall begeben und fand Erstaunliches heraus.

Beim International Science Festival — Geist Heidelberg sind auch in diesem Jahr Referent*innen zu Gast, die zu den besten ihrer Disziplinen zählen. Mit aktuellen Themen aus Wissenschaft und Gesellschaft möchten sie das Publikum inspirieren und zum Nachdenken anregen. Das DAI will für einen lebendigen Austausch und kritische Debatten eine Plattform bieten. ‹


International Science Festival — Geist Heidelberg
17. Oktober bis 09. Dezember 2025
Deutsch-Amerikanisches Institut, Heidelberg
www.geist-heidelberg.de

  • international science festival heidelberg dai lena jöhnk
    (Foto: Mark Kruszewski)

„Wissenschaftliches Denken stärkt die Demokratie“

Lena Jöhnk ist seit Januar Direktorin des Deutsch-Amerikanischen Instituts in Heidelberg. Im Interview erklärt sie, wie sie das Wissenschaftsfestival weiterentwickeln möchte.
Frau Jöhnk, was ist für Sie das Besondere an Geist Heidelberg?
Ich habe das Festival im letzten Jahr erstmals miterlebt — und war beeindruckt von seiner thematischen Vielfalt und den hochkarätigen Gästen. Eine Wissenschaftsstadt wie Heidelberg braucht ein großes Wissenschaftsfestival für die breite Öffentlichkeit. Als international aufgestelltes Kulturhaus können wir viele verschiedene Stimmen und Entwicklungen zeigen — und so die Wissenschaft nahbar und erlebbar machen.
Wie haben sich die Ziele des Festivals seit seiner Gründung 2011 verändert?
Zur Zeit der Gründung des Festivals ging es darum, die Wissenschaften aus dem sprichwörtlichen Elfenbeinturm herauszuholen. Dazu hat das Festival einen wichtigen Beitrag geleistet. Heute stehen wir vor anderen, aber nicht minder großen Herausforderungen: Wissenschaftstransfer ist zentral für unsere Gesellschaft und sollte mehr Menschen erreichen. Denn wissenschaftliches Denken schafft Orientierung, ermöglicht Fortschritt und stärkt die Demokratie.

Welche neue Richtung geben Sie dem Festival?
In diesem Jahr steht Geist Heidelberg unter dem Motto „CoScience — Wissenschaft braucht Zusammenarbeit!“. Wir leben in einer Zeit, in der nicht nur Denkräume, sondern auch geografische Räume enger werden. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine etwa erschwert internationale Kooperationen — auch in der Forschung. Und politische Entwicklungen, etwa in den USA, blockieren Zusammenarbeit durch gekürzte Fördermittel oder erschwerte Einreisebedingungen. Dabei ist gerade die grenzüberschreitende, interdisziplinäre Zusammenarbeit ein Motor wissenschaftlichen Fortschritts.

Auf welchen Gast freuen Sie sich besonders?
Das ist eine schwierige Frage, denn alle Gäste sind für mich etwas ganz Besonderes. Ich bin sehr gespannt auf die Mathematikerin und Pianistin Elaine Chew, die dazu forscht, wie Musik einen Beitrag zur Gesundheit des Herzens leisten kann. Das wird sie uns im DAI am Klavier demonstrieren.


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International ­Science Festival – Geist Heidelberg

Das International Science Festival — Geist Heidelberg ist die europäische Antwort auf das New Yorker World Science Festival. Es richtet sich an die breite Öffentlichkeit und bringt alljährlich Spitzenkräfte der nationalen und internationalen Forschung nach Heidelberg. Im Verlauf von mehreren Wochen diskutieren renommierte Wissenschaftler, bekannte Autoren und Vertreter anerkannter Institutionen mit einem Publikum aus interessierten Laien und Experten die drängenden Fragen unserer Zeit. Das Festival steht für wissenschaftliche Aufklärung und Bildung, die Vielfalt der Forschung und eine demokratisch engagierte Gesellschaft.
TerminFR 17. Oktober bis DI 09. Dezember 2025
AdresseDAI Heidelberg – Das Haus der Kultur // Sofienstraße 12 // 69115 Heidelberg // Tel.: +49 (0) 6221 60730
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