Reiss-Engelhorn-Museen

„Wir sind die einzig funktionierende Zeitreise-Maschine“

Herr Prof. Wieczorek, vier Stiftungen, sechs Museen und dazu vier Forschungsstellen. Wie haben Sie den Überblick über diesen rem-Kosmos behalten?
Wieczorek: Das schafft man nur mit einem tollen Team und mit ganz klaren Zielen. Ich bin ja fast 30 Jahre hier tätig gewesen und habe diese komplexe Struktur selbst mitgestaltet, seit 1999 in der Funktion des leitenden Direktors. Schon damals habe ich das Potenzial des Hauses gesehen und wurde nicht enttäuscht: Wir sind kontinuierlich gewachsen — vom Stadtmuseum zum Museumskomplex mit internationalem Renommee.

Was war entscheidend für die rasante Entwicklung?
Wieczorek: Entscheidend war sicher, Stifter zu finden, die uns ermöglicht haben, unabhängig von Trends zu agieren. Zudem war es wichtig, das Thema Wissenschaft hier zu verankern und mit den Universitäten Tübingen und Heidelberg zu kooperieren. Unter den europäischen Museen hat so eine Forschungsausrichtung einzig noch der Louvre.

Herr Dr. Rosendahl, Sie sind seit 2004 bei den rem. Ist es ein Vorteil, das Haus gut zu kennen?
Rosendahl: Die Themenbereiche sind wie gesagt vielschichtig wie die Aufgaben. Nichtsdestotrotz ist es ein großer Schritt, denn als Generaldirektor trage ich eine neue Verantwortung. Prof. Wieczorek hat ein fantastisches Gebilde geschaffen, und ich freue mich nun darauf, unseren Museumsdampfer auf Fahrt zu halten.

Was haben Sie sich für Ihre Arbeit vorgenommen?
Rosendahl: Unser Museumskomplex steht, wie andere Museen auch, vor der Herausforderung, dem Wandel der Zeiten gerecht zu werden. So werden wir in den nächsten Jahren einerseits unser digitales Programm erweitern, andererseits noch näher an die Menschen heranrücken. Wir nehmen zum Beispiel an der Bundesgartenschau 2023 teil und bringen dort unsere Expertise zum Thema Klimawandel ein. Zudem verfolgen wir die Idee, Bürgerinnen und Bürger aufzurufen, mit uns gemeinsam eine Schau zu kuratieren.

Wieczorek: Gerade was das Digitale angeht, haben wir in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Gäste sich gerne vorab einen ersten Eindruck von einer Ausstellung verschaffen. Dem physischen Besuch steht das ganz und gar nicht entgegen …

Rosendahl: Ganz genau, wir sind die einzig funktionierende Zeitreise-Maschine. Das muss unsere klare Botschaft ans Publikum sein. Eine stumme Begegnung mit Glaskästen funktioniert heute nicht mehr. Es geht darum, das Publikum durch interaktive Elemente in Welten eintauchen zu lassen. Diesen Weg verfolgen wir bereits mit unseren Mitmach-Ausstellungen.

Herr Wieczorek, genießen Sie nun den Ruhestand oder haben Sie schon Pläne?
Wieczorek: Ich bin ein großer Freund von Plänen, deshalb steht einiges auf meiner Liste. Ich werde den rem als Vorstandsvorsitzender der Bassermann-Kulturstiftung erhalten bleiben, bin noch für zwei Jahre Vorsitzender des Deutschen Verbands für Archäologie und möchte mich verstärkt ehrenamtlich bei der Diakonie engagieren. Außerdem kandidiere ich für den Landtag und hoffe so, weiter einen Beitrag für das kulturelle Leben in Mannheim leisten zu können.

Herr Rosendahl, können Sie schon ein Highlight der nächsten Jahre verraten?
Tatsächlich freue ich mich schon jetzt auf den Herbst 2023. Dann soll sich das gesamte Haus mit allen Abteilungen dem Thema „Essen und Trinken“ widmen — durch die Zeit und unter den unterschiedlichsten Gesichtspunkten. Das ist eine Premiere und wunderbare Möglichkeit, die rem mit einer großen Sonderausstellung und vielfältigen Objektschätzen zu präsentieren.
Bildnachweis:
Carolin Breckle (Wieczorek); Maria Schumann (Rosendahl)

Reiss-Engelhorn-Museen

Die Reiss-Engelhorn-Museen sind ein international agierender Museumsverbund mit vier Ausstellungshäusern im Herzen Mannheims. Ihr breites Sammlungsspektrum und ihre Sonderausstellungen vermitteln kulturgeschichtliche Vergangenheit und Gegenwart. Außerdem werden drei Forschungseinrichtungen betrieben. Mit all diesen Aktivitäten haben sich die Reiss-Engelhorn-Museen weit über die Region hinaus einen Namen gemacht.
AdresseReiss-Engelhorn-Museen // Museum Weltkulturen D5 // 68159 Mannheim // Telefon: 0621 2933150 // E-Mail: reiss-engelhorn-museen@​mannheim.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag (auch an Feiertagen) 11–18 Uhr
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