Heidelberger Schlossfestspiele

Theaterträume in langen Mittsommernächten

› Lange Mittsommernächte, romantische Sonnenuntergänge und die Schlossruine als eindrucksvolle Kulisse sind beste Voraussetzungen für ein gelungenes Open-Air-Festival. Die Festivalmacher*innen führen dort jedes Jahr ein buntes, überwiegend heiteres Programm auf — und dies mit großem Erfolg. Selbst im Corona-Sommer 2021 waren fast alle Vorstellungen ausverkauft, 20.000 Besucher*innen strömten trotz verminderter Platzzahl aufs Schloss.

Muntere Mischung aller Sparten

Das Erfolgsgeheimnis? Vermutlich die Kombination aus Schauspiel, Musiktheater, Konzerten, Tanz sowie Kinder- und Jugendtheater. Zudem gibt es seit vergangenem Jahr auf der Bäderterrasse eine neue Bühne, auf der sich unter anderem die freie Szene präsentieren kann. Dieses Mal steht sie auch ukrainischen Künstler*innen zur Verfügung. Eine Besonderheit ist darüber hinaus die Art und Weise, wie sich Künstler*-innen verschiedener Sparten munter mischen. „Im Musiktheater und im Tanz spielen Schauspielerinnen und Schauspieler mit und im Schauspiel gibt es Tanz und Musik“, betont Chefdramaturg Jürgen Popig.
  • heidelberger schlossfestspiele
    Stimmungsvolle Kulisse: der Innenhof des Heidelberger Schlosses mit der Festspielbühne.
In die Blütezeit des elisabethanischen Theaters taucht das Festival mit „Shakespeare in Love“ ein, einer der berühmtesten Filmkomödien aller Zeiten, die Intendant Holger Schultze für die Freiluftbühne inszeniert. Die fiktive Liebesgeschichte zwischen Shakespeare und einer Adeligen gewann insgesamt sieben Oscars. Die Handlung ist schnell erzählt: Shakespeare ist pleite und leidet unter einer Schreibblockade. Zum Glück trifft er Viola, die ihn zu „Romeo und Julia“ inspirieren wird. Doch zunächst lernt er die Angebetete als Mann verkleidet kennen, da sie die Rolle des Romeos spielen möchte. Die selbstbewusste junge Adelige ist mindestens genauso vernarrt in das Theater wie in den großen Schriftsteller. Popig gefällt die historische Dimension der Handlung: „Das Stück zeigt auch die Erfindung der Schauspielerin. In der elisabethanischen Zeit durften nur Männer auf die Bühne und das hat sich kurz danach geändert.“ Begleitet wird die Inszenierung vom Gute-Laune-Sound der Hamburger Band „Tante Polly“.

Die Anwältin und der Ganove

Ein Zeitsprung von 400 Jahren in die Gegenwart vollzieht sich mit dem Stück „Eine Sommernacht“ des 1969 geborenen schottischen Dramatikers David Greig. Ebenfalls eine spartenübergreifende Produktion mit Musik und Songs wird im Dicken Turm aufgeführt. Regie führt die künstlerische Leiterin des Jungen Theaters, Natascha Kalmbach. Geleitet wird sie von Operndirektorin und Dramaturgin Ulrike Schumann. Alles beginnt an einem verregneten Sommerabend in Schottland. Das Date von Helen, einer jungen Anwältin, ist geplatzt. Sie flüchtet sich in eine Weinbar und lernt dort Bob kennen, einen Kleinkriminellen, der auf seinen nächsten Auftrag wartet. Autor Greig erzählt die Geschichte in der Rückschau: Die beiden sind inzwischen ein Paar und touren als Straßenmusiker um die Welt.
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    Steile Ränge wie in Shaekspeares Globe Theatre: die Bühne im Dicken Turm.
Ein ernstes Thema greift Iván Pérez, Chef der Heidelberger Tanzsparte, mit der Adaption des Romans „Warten auf die Barbaren“ auf. Literaturnobelpreisträger J. M. Coetzee hat ihn 1980 als Allegorie auf die Apartheid geschrieben. Doch es gibt viele Parallelen zur Gegenwart. Der Protagonist und Erzähler steht als Magistrat einer verschlafenen Stadt am Rande der Zivilisation vor. Er soll im Auftrag eines nicht näher benannten Staates den Außenposten vor den sogenannten Barbaren schützen. Als eine Spezialeinheit der Staatspolizei eintrifft, um die kriegerischen Absichten der Barbaren zu belegen, wird der Magistrat Zeuge von Grausamkeiten gegenüber den Gefangenen. „Im Buch gibt es viele Beschreibungen, die man physisch nachempfinden kann. Sie waren für Iván eine große Inspirationsquelle“, berichtet Tanzdramaturg Marcos Mariz.

Den Charme des Festivals machen natürlich auch in diesem Jahr wieder die Open-Air-Spielstätten mit ihrer Patina aus. Eine Inszenierung vor der prächtigen Renaissance-Fassade des Ottheinrichbaus oder in der verwegenen Ruine des Dicken Turms ist ein Theatererlebnis der ganz besonderen Art. Deshalb heißt es auch in diesem Sommer für alle Theaterfans: Hinauf zum Schloss! ‹


Heidelberger Schlossfestspiele
19. Juni bis 07. August 2022
Heidelberger Schloss
www.theaterheidelberg.de



Nicht verpassen!

Das Sonnendeck auf der Bäderterrasse
Ein Ort der Begegnung, der Vielfalt und der Künste: Auf dem Sonnendeck tritt die freie Szene neben Eigenproduktionen des Theaters auf. Vor dem Hintergrund des Krieges Russlands gegen die Ukraine bietet das Theater und Orchester Heidelberg hier auch Künstler*innen, die aus der Ukraine fliehen mussten, die Möglichkeit aufzutreten.
Verschiedene Termine vom 14. Juni bis 07. August 2022

Sizilianischer Abend
Die sizilianische Sängerin Etta Scollo ist bekannt für ihre markante Stimme. In Heidelberg führt sie nun mit traditionellem Liedgut auf die Mittelmeerinsel.
18. & 19. Juni 2022, 20.30 Uhr, Schlosshof

Sommerabend mit Tschaikowsky — die Macht der Liebe
Unter dem Dirigat von Generalmusikdirektor Elias Grandy spielt das Philharmonische Orchester Auszüge aus Peter Tschaikowskys weltberühmten Ballettmusiken „Dornröschen“ und „Schwanensee“. Zudem stehen Stücke von Igor Strawinsky auf dem Programm.
09. & 13. Juli 2022, 20.30 Uhr, Schlosshof

Mein Name ist ...
James-Bond-Filme sind nicht nur wegen der Stunts und des smarten britischen Top-Spions legendär, sondern auch wegen der Musik. Neben einem Medley aus Bond-Klassikern präsentiert das Philharmonische Orchester Musik aus atemberaubenden Thrillern.
05. & 06. August 2022, 20.30 Uhr, Schlosshof

Wenn im Prater die Bäume blühen
Mitten ins Herz der österreichischen Metropole führt
Bass Wilfried Staber. Zu den beschwingten Melodien serviert Gourmetkoch Martin Scharff ein dreigängiges Menü.
31. Juli & 07. August 2022, 19 Uhr, Schlosshof
Bildnachweis:
Susanne Reichardt (alle Bilder)

Heidelberger Schlossfestspiele

Die weltbekannte und einzigartige Heidelberger Schlossruine bildet auch in dieser Sommersaison die Kulisse für die Schlossfestspiele. Im Schlosshof, im Dicken Turm und im Englischen Bau erwartet die Besucher ein abwechslungsreiches Programm bestehend aus Musical, Schauspiel, Konzert und Jungem Theater.
TerminSO 19. Juni bis SO 07. August 2022
AdresseTheater & Orchester der Stadt Heidelberg // Theaterstraße 10 // 69117 Heidelberg // Kartentelefon: 06221 58-20000 // E-Mail: tickets@theater.heidelberg.de
SpielorteSchloss Heidelberg
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