Nationaltheater Mannheim

Theater trotz alledem

Im Hintergrund sind Stimmengewirr und Lachen zu hören. Als wir mit der Hausautorin des Nationaltheaters, der ukrainischne Dramatikerin Anastasiia Kosodii, telefonieren, probt sie gerade 1.400 Kilometer östlich von Mannheim ihr neues Stück mit dem Ensemble eines kleinen Theaters in Lwiw. Sie fragt darin, wie es möglich wäre, einen friedlichen Dialog zu schaffen und all die Wut und Trauer abzubauen, die sich in ihrer Heimat angestaut haben. Dabei arbeiten sie und die Schauspieler*innen unter extremen Bedingungen. „Wir hatten drei Tage keinen Luftalarm. Wenn es einen gibt, gehen wir in den Keller des Theaters und machen dort mit den Proben weiter“, berichtet Kosodii. Wie viele Kulturschaffende in der Ukraine ist sie fest entschlossen, das künstlerische Leben auch nach der russischen Invasion vor einem Jahr am Leben zu erhalten.

In Mannheim entwickelt die Autorin, die in der Ukraine zu den bekanntesten Vertreter*innen der jungen Dramatiker*innen-Generation gehört, ebenfalls ein Projekt zur Kriegssituation. Im April feiert ihr Stück „Wie man mit Toten spricht — Як говорити з мертвими” am Nationaltheater Uraufführung. „Anfangs wollte ich ein älteres Stück umschreiben, ein Märchen, das auf der Realität in der Ukraine basiert“, erzählt sie. Doch dann fielen die ersten Raketen, Freunde starben an der Front. „Da war mir klar, dass ich dieses Stück verändern muss“, sagt Kosodii. Sie verfasste daraufhin einen postdramatischen Text, der von Verlust handelt, vom Tod von geliebten Menschen, von der Zerstörung der Städte. „Viele vonihnen, vor allem die kleineren, sind dem Erdboden fast gleichgemacht“, erläutert Kosodii. „Für mich stellt sich die große Frage, wie ich mich als Autorin diesem Thema annähern und eine Geschichte schreiben kann, die niemand anderer erzählen wird.“

Wie schon in ihren früheren Werken nutzt sie dabei auch dokumentarische Elemente. „Es wird Auszüge aus Interviews geben und Facebook-Posts,
die Todesnachrichten enthalten“, nennt Kosodii zwei Beispiele. Ein Freund von ihr steuert Musik und Songs bei. Außerdem wird die Aufführung teilweise mit dem Dröhnen von Generatoren unterlegt, einem Geräusch, das für viele Ukrainer*innen zum Alltag gehört.

„Wie man mit Toten spricht — Як говорити з мертвим”
Premiere: 22.04.2023
Studio Werkhaus
www.nationaltheater-mannheim.de
Bildnachweis:
Christian Kleiner

Nationaltheater Mannheim

Das Nationaltheater Mannheim ist eines der größten und ältesten kommunalen Repertoiretheater Deutschlands. Hervorragende künstlerische Leistungen, Ur- und Erstaufführungen machen es zum Flaggschiff der Stadt Mannheim und überregional zu einer der bedeutendsten Bühnen Deutschlands. Davon zeugen jährlich rund 1300 Vorstellungen für ca. 330.000 Besucher genauso wie eine überregionale Berichterstattung. In jeder Spielzeit stehen in den vier Sparten Oper, Schauspiel, Tanz und dem Jungen Nationaltheater sowie der Mannheimer Bürgerbühne ca. 35 Premieren und 65 Wiederaufnahmen auf dem täglich wechselnden Spielplan.
AdresseAm Goetheplatz // 68161 Mannheim // Telefon: 0621 1680 0 // E-Mail: nationaltheater.marketing@mannheim.de
ÖffnungszeitenKartentelefon: 0621 1680 150 // Telefonzeiten: Mo–Fr 9–19 Uhr // Sa 9–13 Uhr // E-Mail: nationaltheater.kasse@mannheim.de
Kartenvorverkauf: Theaterkasse am Goetheplatz // Mo–Sa 11–18 Uhr und an allen Vorstellungstagen i
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