Schlösser und Gärten Hessen

Komm, wir bauen eine Burg!

› Die Burg Breuberg ist ein imposanter Blickfang. Erbaut aus dem für den Odenwald charakteristischen roten Sandstein, thront sie — von weither sichtbar — über dem Mümlingtal. Bei näherer Betrachtung lassen sich die Spuren verschiedener Epochen entdecken, von der Romanik über die Gotik bis zur Renaissance. Ein Besuch der Burg ist damit gleichsam ein Gang durch die Geschichte der mitteleuropäischen Burgenbaukunst vom 12. bis zum 17. Jahrhundert.

Dabei ist es ein Glücksfall, dass die Architektur so unverfälscht erhalten geblieben ist: Zum einen wurde die Burg nie durch kriegerische Handlungen zerstört, zum anderen wurde der Bau durchgängig genutzt und daher nicht abgetragen, wie es andernorts oft der Fall war. Damit ist Breuberg heute die bedeutendste Burg des Odenwaldes und darüber hinaus eine der am besten erhaltenen Burgen Süddeutschlands. Denkmalpflegerisch wird sie von den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen betreut.
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    Eindrucksvolles Monument – Die Burg Breuberg im Odenwald wurde ab dem 12. Jahrhundert erbaut und gehört heute zu den am besten erhaltenen Burgen Süddeutschlands.
Die ältesten Gebäudeteile auf der obersten Kuppe des Breubergs sind das rundbogige Portal und der 25 Meter hohe Bergfried, der einen weiten Blick über den Odenwald bietet. Von der Ringmauer umgeben, sind diese Komponenten typisch für eine Staufer-Anlage des späten 12. und 13. Jahrhunderts. Errichtet wurde sie ursprünglich auf Geheiß der Abtei Fulda, die mit diesem Stützpunkt ihre Position gegenüber dem Erzbistum Mainz festigen wollte. Die Herren von Breuberg, wie sich die fuldaischen Burgvögte in der Folgezeit nannten, verwalteten das Klostergut. Wie bei vielen Wehrbauten der spätromanischen Epoche wollten die Gründer auch hier ihre Macht demonstrieren und ihren politischen Einfluss bekräftigen.

Eine Burg, viele Familien

1497 wurde die Burg Breuberg Hauptsitz der Grafen von Wertheim, die den Ausbau zu einer Festung begannen. Dies lässt sich heute im Bereich der Vorburg ablesen, die die Kernburg umschließt. Mächtige Wehranlagen zeugen davon, dass die Grafen ihre Burg zu Verteidigungszwecken aufrüsteten. Doch bereits Mitte des 16. Jahrhunderts starb das Grafenhaus der Wertheimer aus. In einem Teilungsvertrag sicherten sich die Erben ihre Rechte an der Burg als eine Art Eigentümergemeinschaft. So entstand eine sogenannte Ganerbenburg, in der sich verschiedene Familienzweige niederließen. Davon zeugen bis heute die Vielfalt und die Vielzahl der Anbauten, die die Entwicklungen des adeligen Wohn- und Wehrbaus veranschaulichen.

Lediglich den 85 Meter tiefen Brunnen nutzten die Ganerben gemeinsam. Insbesondere die Grafen von Erbach engagierten sich am weiteren Ausbau der Burg. Ihre Verbindung zu Breuberg zeigt sich bis in die Gegenwart in ihrem Titel: Graf von Erbach und Herren von Breuberg. Ihr Schloss liegt nur wenige Kilometer entfernt und ist mit seinen Gräflichen Sammlungen und dem Deutschen Elfenbeinmuseum eine weitere touristische Attraktion der Gegend.
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    Blick in die Vergangenheit – auch im Inneren präsentiert sich die Burg historisch, wie etwa im Rittersaal …
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    … oder in den Stallungen, wo auch der 85 Meter tiefe Brunnen zu finden ist.
Der Brunnen ist bei den Burgführungen bis heute der Höhepunkt: Schüttet man Wasser hinein, dauert es geschlagene zehn bis elf Sekunden, bis das Plätschern unten im Brunnenschacht zu hören ist. Ebenfalls spektakulär ist der Johann-Casimir-Bau, ein herrschaftlicher Wohnbau der Erbacher aus dem Jahr 1613, in dem sich heute das Museum befindet. Im oberen Geschoss, dem sogenannten Rittersaal, wo einst Gastmahle stattfanden, sind historische Rüstungen und Waffen ausgestellt. Besucher*innen dürfen sie zum Teil anfassen und ausprobieren. Auf diese Weise bekommen sie einen Eindruck davon, mit welchen Strapazen so eine Ausrüstung verbunden war. Die prachtvolle, original erhaltene Stuckdecke zeigt neben dem Wappen der Grafen auch mythologische Szenen. Im unteren Geschoss, in den ehemaligen Stallungen, lernen die Besucher*innen alte Berufe wie Schmied, Steinmetz und Küfer kennen und erfahren, welche Werkzeuge sie nutzten und welche Techniken sie anwandten. Zur anschließenden Einkehr lädt die Burgschänke im Hof der Vorburg ein.

Den besten Eindruck von der Größe und Geschlossenheit der wehrhaften Anlage vermitteln der Rundweg um die Burg und der Pfad durch den Burggraben. Hier wird deutlich, welches Gesamtkunstwerk Burg Breuberg trotz — oder auch gerade wegen — ihrer wechselhaften Bau- und Nutzungsgeschichte bis heute ist. ‹


Burg Breuberg
Burgstraße, 65747 Breuberg
Öffnungszeiten — (Mitte März bis Mitte Oktober) — Burgschänke: Mittwoch bis Sonntag, 11 Uhr bis 18 Uhr
Führungszeiten Museum: Mittwoch bis Freitag, nach Möglichkeit bzw. nach Voranmeldung / Samstag 13.30 und 14.45 Uhr / sonn- und feiertags 13.30, 14.45 & 16 Uhr und nach Vereinbarung, Voranmeldung empfohlen unter 06163 709-16 oder burgfuehrung@breuberg.de
www.schloesser-hessen.de


Tipp: Übernachten, Feiern, Heiraten

Schulklassen, Chöre, Orchester, Familien — viele kennen die Jugendherberge in der Burg Breuberg. Seit 1919 bringt sie Leben in die alten Gemäuer. Insgesamt stehen 155 Betten in 32 Zimmern zur Verfügung. Bei Ritterspielen, Nachtwanderungen und Burgrallyes können große und kleine Menschen Burg und Umgebung erkunden. Zudem können die altehrwürdigen Säle für Feiern gemietet werden und im Standesamt auf der Burg finden regelmäßig Trauungen statt.

Bildnachweis:
Michael Leukel

Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch ist das bedeutendste Bauwerk, das die Hessische Schlösserverwaltung in der Metropolregion Rhein-Neckar betreut. Sein Freilichtlabor Lauresham zieht wie auch der romantische Staatspark Fürstenlager in Bensheim-Auerbach Jung und Alt an. Außerdem gehören auch die Burgen Auerbacher Schloss und Hirschhorn zum Einzugsgebiet der Hessen sowie das Erbacher Schloss mit den gräflichen Sammlungen und dem Deutschen Elfenbeinmuseum. Ein weiteres Kleinod ist die Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach, eines der letzten Beispiele authentisch erhaltener karolingischer Architektur.
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Hessen // Schloss // 61348 Bad Homburg v.d.Höhe // Telefon: 06172 9262-0 // E-Mail: info@schloesser.hessen.de
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