Wilhelm-Hack-Museum

„Darf ich dir meine Sammlung zeigen?“

› 40 Jahre nach seiner feierlichen Eröffnung am 28. April 1979 ist das Wilhelm-Hack-Museum nicht nur aus Ludwigshafen, sondern aus der gesamten Region nicht mehr wegzudenken. Museumsdirektor René Zechlin sieht den Wunsch des Gründervaters nach einem lebendigen Museumsbau voll erfüllt: „Das Wilhelm-Hack-Museum ist ein Glücksfall für Ludwigshafen, weil es nicht nur Kunstraum, sondern ein Ort der Begegnung ist.“

Ein Haus für die Expressionisten

Die Geschichte des Museums begann genau genommen schon Mitte der 1950er-Jahre, noch lange bevor der Grundstein des Baus gelegt wurde: Die Stadt Ludwigshafen hatte begonnen, eine Sammlung mit Werken des Expressionismus aufzubauen. Arbeiten von Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Erich Heckel und Max Beckmann wurden in nur kurzer Zeit erworben. Anfang der 1970er-Jahre kam dann der Namensgeber und Mäzen ins Spiel. Es gelang, den Kölner Kaufmann Wilhelm Hack nach einigen Jahren der Verhandlung zu überzeugen, seine Sammlung der Stadt Ludwigshafen zu stiften. Teil der Vereinbarung war der Bau eines Museums — ein Modell, das zeitgleich auch in Köln und Hannover praktiziert wurde.

Die Sammlung von Wilhelm Hack umfasst neben einer ausgewählten Mittelaltersammlung und einem römisch-fränkischen Gräberfund insbesondere eine herausragende Sammlung der Moderne. Besonders die Anfänge der Abstraktion, der russische Konstruktivismus mit Werken von Kasimir Malewitsch, El Lissitzky und Popowa sowie die niederländische De-Stijl-Bewegung mit Piet Mondrian und Theo van Doesburg gehören zu den Glanzlichtern der Sammlung, die in der gestischen Abstraktion der Nachkriegsmoderne mit Jackson Pollock einen weiteren Höhepunkt findet. 1989 kam mit der Sammlung internationaler Pop Art und Konzeptkunst des Düsseldorfer Rechtsanwalts Heinz Beck ein zusätzlicher Schwerpunkt ans Haus.

Eine Jubiläumsschau mit besonderen Leihgaben

Sein 40-jähriges Bestehen feiert das Museum mit der Präsentation „Darf ich dir meine Sammlung zeigen? 40 Jahre — Meisterwerke zu Gast“. „Hinter dem spielerisch formulierten Titel verbirgt sich eine das ganze Haus umfassende abwechslungsreiche Auseinandersetzung mit der Sammlung“, berichtet René Zechlin. In chronologisch angeordnete Kapitel unterteilt stellt sie die Entwicklung der Abstraktion im 20. Jahrhundert vom Expressionismus bis zur Gegenwart dar und eröffnet einen anhaltenden Dialog — zwischen den Gemälden, aber auch den Besuchern und zahlreichen „Gratulanten“. Diese reisen in Form von nationalen wie internationalen Leihgaben zur Jubiläumsausstellung an: Max Beckmann, Lyonel Feininger, Franz Marc, Gerhard Richter, Andy Warhol, Sarah Morris und viele mehr — eine Gästeliste, die sich sehen lassen kann.
  • Unverwechselbares Wahrzeichen des Wilhelm-Hack-Museums ist die im Jahr 1979 entstandene Keramikfassade des katalanischen Malers und Bildhauers Joan Miró.
  • In der Jubiläumsausstellungen werden berühmte Werke aus dem Bestand sowie bedeutende Leihgaben gezeigt. Franz Marc, Rehe im Walde II, 1914, Öl auf Leinwand, 110 x 100 cm, Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe
  • Robert Delaunays „Formes circulaires, 1913, soleil no. 1“ ist ein typisches Werk des Orphismus, ein Sammlungsschwerpunkt. Robert Delaunay, Formes circulaires, 1913, soleil no. 1, Öl auf Leinwand, 119 x 99,5 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
  • Ernst Ludwig Kirchner, Urteil des Paris, 1913, Öl auf Leinwand, 133 x 111,5 cm, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
Auch die Geschichte des Museums selbst wird thematisiert. Anhand von Fotos, Zeitungsartikeln, Plakaten und Filmaufnahmen werden wichtige Ereignisse von der Gründung des Museums bis in die Gegenwart gezeigt. Der rumänische Künstler Dan Perjovschi kommentiert mit gezeichneten, ironischen Kommentaren die Ausstellung und das Museum sowie die Stadt Ludwigshafen und den Kunstmarkt überhaupt. Der britische Künstler Martin Creed knüpft mit einer neuen, farbenfrohen Gestaltung der großen, zentralen Wand im Innenraum des Wilhelm-Hack-Museums an einen der Schwerpunkte des Museums an: die Konkrete Kunst. „Anlässlich des Jubiläums begegnen sich im Wilhelm-Hack-Museum die ‚Historie‘ und das ‚Heute‘ in einer umfassenden Präsentation“, beschreibt Zechlin den Brückenschlag, der mit der Schau verfolgt wird. Führungen zu Geschichte und Architektur des Museums, Dialogführungen oder „After Work“-Veranstaltungen werden auf jeden Fall sowohl Kennern und Freunden des Museums als auch Erstbesuchern einen inspirierenden Aufenthalt verschaffen und Lust auf das dynamische Fortschreiben der Geschichte des Ludwigshafener Museumsbaus machen. Denn eines steht fest: Der möchte auch zukünftig alles andere sein als ein Mausoleum. ‹

Darf ich dir meine Sammlung zeigen? 40 Jahre — Meisterwerke zu Gast
bis 26. Januar 2020
Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
www.wilhelmhack.museum

Wilhelm-Hack-Museum

Wahrzeichen des Wilhelm-Hack-Museums ist seine Keramikfassade, die Joan Miró 1980 gestaltete. Heute gilt das Haus als das wichtigste Museum für die Kunst des 20. und 21.Jahrhunderts in Rheinland-Pfalz. Seine Schwerpunkte liegen auf der Klassischen Moderne, aber auch auf der konstruktiv-konkreten Kunst nach 1945. Profilierte Sonderausstellungen, Workshops und ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm machen das Museum zu einem kulturellen Zentrum von Ludwigshafen.
AdresseWilhelm-Hack-Museum // Berliner Straße 23 // 67059 Ludwigshafen // Telefon 0621 5043045 // E-Mail: hackmuseum@ludwigshafen.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 11–18 Uhr // Donnerstag 11–20 Uhr // Samstag, Sonntag & Feiertage 10–18 Uhr
  • Das sollten Sie nicht verpassen

    Skafte Kuhn
    Wandel und Veränderung: Skafte Kuhn kreist in seinen Arbeiten um diese dynamischen Pro­zesse. Seine Skulpturen und Collagen assoziieren gleich­zeitig futuristischen Aufbruch und ­Vergänglichkeit. Oft von romantischer, neo-romantischer Literatur oder von Songtexten beeinflusst, ver­suchen Kuhns Werke das Nicht-Fassbare von Gefühlen, Stimmungen oder Sehnsüchten bildlich zu fassen.
    28.09.2019 bis 05.01.2020, Rudolf-Scharpf-Galerie, Ludwigshafen, www.wilhelmhack.museum
facebooktwitterg+Mail