Festspiele Ludwigshafen

All that dance

› Energie, Kraft und Humor — mit seiner Idee von Tanz gehört Eric Gauthier zu den erfolgreichsten Choreografen in Deutschland. Seit 15 Jahren leitet der ehemalige Tänzer des Stuttgarter Balletts ein eigenes Ensemble am Theaterhaus Stuttgart, die Eric Gauthier Dance Company, mit der er viele Preise gewonnen hat und weltweit auf Tournee geht. Nun hat Tilman Gersch ihn und Meinrad Huber engagiert, um das Tanzprogramm der Festspiele Ludwigshafen zu gestalten. Der Intendant der Pfalzbau-Bühnen führt damit sein Konzept fort, namhafte Choreograf*innen wie zuletzt Marco Goecke und Nanine Linning zu beschäftigen, um das Programm zu kuratieren.

„Die Produktionen, die wir einladen, müssen uns berühren und einen bleibenden Eindruck hinterlassen“, erklärt Gauthier die Auswahl. „Gleichzeitig wollen wir mit ihnen die Vielschichtigkeit des zeitgenössischen Tanzes aufzeigen.“ Die beiden Tanzexperten sind ein eingespieltes Team, das schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Vor sieben Jahren haben sie zum Beispiel das Colours International Dance Festival in Stuttgart aus der Taufe gehoben. „Diese Form der Zusammenarbeit werden wir auch bei den Festspielen Ludwighafen weiterführen“, versichert Huber.

Drei Ikonen des Tanzes

Ganz nebenbei blättern die beiden in Ludwigshafen mehrere bedeutende Kapitel der Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts auf. Unter dem Titel „Kontrapunkte“ präsentiert das Wiener Staatsballett etwa Stücke dreier Ikonen des Tanzes: des inzwischen 90 Jahre alten Hans van Manen, der das Ballett auf eine neue Stufe gehoben hat, des 2009 verstorbenen Merce Cunningham, eines Vordenkers des Moderne Dance, sowie der Grenzgängerin zwischen den Sparten, der Belgierin Anne Teresa de Keersmaeker. Auch die Madrider Compañia Nacional de Danza huldigt mit „Tribute to Jiri Kylián“ einem großen Choreografen. Der Tscheche hat als Nachfolger von Hans van Manen über viele Jahre das Nederlands Dans Theater geleitet. Neben Kyliáns „Bella Figura“ sind Arbeiten seiner Weggefährt*innen Andrea Schermoly und Paul Lightfoot zu sehen.

Nachhaltigkeit, Natur und neue soziale Strukturen

Diesen Reformer*innen des modernen Tanzes stellt das Kuratorenduo Stücke starker junger Choreograf*innen gegenüber wie „8: Metamorphosis“ von Nicole Beutler, die 2021 für den niederländischen Tanzpreis „Swan“ nominiert war. Das Projekt versteht sich als Performance und als zeitgenössische Oper, beschäftigt sich mit dem Klimawandel und passt somit ins kuratorische Konzept, wie Huber hervorhebt: „Wir wollen mit dem Programm auch aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Natur und deren Zerstörung sowie neue soziale Strukturen behandeln.“ Zur aufstrebenden Generation gehören zudem der Brasilianer Juliano Nunes und die Israelin Ella Rothschild. Deren aktuelle Werke sind unter dem Titel „Kammerballetten“ zu sehen. Getanzt werden sie von der Royal Danish Opera aus Kopenhagen.

Den Sprung von der Straße in die Theaterhäuser hat der französische Hip-Hopper Kader Attou geschafft. In seinem neuesten Stück „Les Autres“ verbindet er Powermoves mit klassischen Hebefiguren. Das Ziel der Kuratoren mit diesem weit gefächerten Programm? „Wir wollen die breite Palette des europäischen Tanzes zeigen“, erklären Huber und Gauthier unisono — und haben mit diesem Fokus aus der Not eine Tugend gemacht: „Wir haben uns für 2022 auch deshalb auf europäische Gruppen fokussiert, um eventuell lauernden Reisebeschränkungen vorzubeugen.“ ‹


Festspiele Ludwigshafen
07. Oktober bis 15. Dezember 2022
Theater im Pfalzbau
www.theater-im-pfalzbau.de
Neben dem Tanzschwerpunkt präsentieren die Festspiele zahlreiche Schauspiel-Gastspiele renommierter Theater.

Bildnachweis:
Jeanette Bak

Festspiele Ludwigshafen

Die Festspiele Ludwigshafen sind eine feste Größe im Programm des Theaters im Pfalzbau. Jedes Jahr im Herbst präsentieren sie Schauspiel- und Tanzaufführungen auf höchstem Niveau. Neben einem hochkarätigen Tanzprogramm, das von einem externen Kurator oder einer Kuratorin ausgewählt wird, steht bei den Festspielen auch alljährlich eine renommierte deutschsprachige Bühne im Fokus, die sich mit mehreren Gastspielen in Ludwigshafen präsentiert. So waren in den vergangenen Jahren unter anderem das Wiener Burgtheater, die Münchener Kammerspiele oder das Deutsche Schauspielhaus Hamburg mit ihren Inszenierungen zu Gast.
TerminFR 07. Oktober bis DO 15. Dezember 2022
AdressePfalzbau Bühnen // Berliner Straße 30 // 67059 Ludwigshafen // Kartentelefon: 0621 5042558 // E-Mail: pfalzbau.theaterkasse@ludwigshafen.de
SpielortePfalzbau Bühnen
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