Matchbox

woods, woods, woods.

› Im pfälzischen Maxdorf, eine Viertelstunde westlich der Chemie-Stadt Ludwigshafen am Rhein gelegen, befindet sich der größte Robinienwald nördlich der Alpen. Die Robinie, Deutschlands „Baum des Jahres 2020“, wurde vor etwa 300 Jahren aus Nordamerika nach Mitteleuropa importiert — und ist höchst umstritten. Von einigen Naturschützer*innen, Forstwirtschaftler*innen und Waldbesitzer*innen wird die witterungsbeständige und unverwüstliche Baumart als invasive Konkurrenz für heimische Bäume geächtet. Der Akazienhonig der Robinien, die genau genommen „Scheinakazien“ sind, ist allerdings legendär. Zur Blüte Anfang Juni reisen Imker*innen aus ganz Deutschland mit ihren Bienenvölkern in das Naturschutzgebiet.

Der deutsche Wald kämpft ums Überleben

Die Robinien aus Maxdorf zeigen, wie komplex die lokalen und globalen Verflechtungen, wie konträr die Forderungen von Klimaschutz, Forstwirtschaft oder Umweltethik sein können. In Zeiten des Klimawandels und der Trockenheit kämpft der deutsche Wald ums Überleben. Waldbrände, Schädlinge, Stürme, Bodenveränderungen durch Stickstoff und landwirtschaftliche Pestizide oder das Absterben von Kiefern und Fichten sind nur einige Beispiele. Ursachen und Schäden sind so komplex wie die Lösungsvorschläge für ein nachhaltiges Waldmanagement. Das gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema ist da, gleichzeitig der Bedarf an Holz ungebremst. Oder ist uns der Wald während der Pandemie noch mehr ans Herz gewachsen?

Fakten und Fiktionen

Hier setzt das Projekt „3 WOODS“ des kanadischen Künstlerduos Mia & Eric an und erkundet die Verhältnisse zwischen Mensch und Natur mit der Unterstützung von lokalen Expert*innen und Bewohner*innen sowie mit einem interdisziplinären Ansatz an der Schnittstelle von Handwerk, Performance und Kulturgeografie — pandemiebedingt aus ihrer Heimatstadt Calgary. Bereits im vergangenen Jahr begannen Mia Rushton und Eric Moschopedis auf Einladung von Matchbox, dem wandernden Kunst- und Kulturprojekt der Region Rhein-Neckar, ihre Recherche aus der Distanz. Mithilfe vieler Verbündeter und digitaler Medien entstand eine erste kollektive Sammlung von Fakten und Fiktionen zur ökologischen und sozialen Artenvielfalt der regionalen Wälder. Mehr als 150 Beiträge spiegeln fotografisch, filmisch, klanglich und textlich die Wald-Wahrnehmungen der Projektteilnehmenden.

Der Duft der Akazien

Von Juli bis September werden Mia & Eric zur Fortsetzung ihrer künstlerischen Recherche durch den Robinienwald von Maxdorf und die Wälder der Region streifen, ihre Ökologie und Nutzung erkunden und persönliche Geschichten und Erlebnisse erfahren, Pfadfinder*innen und Landfrauen kennenlernen, Fahrradtouren machen und mit der Rhein-Haardtbahn Pfälzerwald, Industrie und Rhein erkunden. All das, ohne Kanada zu verlassen.

Mia & Eric laden auf virtuelle Weise dazu ein, sich mit der Natur und mit anderen Menschen in (post-)pandemischen Zeiten zu verbinden: mit Workshops, Waldspaziergängen und Überraschungen. Die digitale Residenz der Künstler*innen bietet außerdem die Möglichkeit, innovative Arbeitsweisen auszuprobieren, um gemeinsam nach unseren Beziehungen zum Wald zu forschen. Nur auf eines müssen die Künstler*innen verzichten, bis sie im nächsten Jahr vor Ort sind: den Duft der Akazienblüte in Maxdorf. ‹


Meet the Artists!
Mia & Eric stellen sich am 08. Juli 2021 um 18 Uhr Maxdorf und der Region vor. Per Videokonferenz können alle Interessierten mehr von den Künstler*innen, über 3 WOODS und die Beteiligungsmöglichkeiten erfahren!
www.matchbox-rhein-neckar.de


Mia & Eric
Mia Rushton und Eric Moschopedis sind ein interdisziplinäres Künstlerduo aus dem kanadischen Calgary. Im Zentrum ihrer Praxis stehen ortsspezifische und partizipative Arbeiten, in denen sie Elemente von Handwerk, Performance und Kulturgeografie miteinander verbinden. Für 3 WOODS entwickeln Mia & Eric eine Serie zusammenhängender Arbeiten, die auf Recherchen in den Wäldern der Metropolregion Rhein-Neckar sowie in England und Norwegen basieren.
Bildnachweis:
Bryce Krynski

Matchbox

Initiiert vom Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH zieht Matchbox als wanderndes Kunst- und Kulturprojekt seit 2015 durch Kommunen im ländlichen Raum von Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. International renommierte Künstler*innen entwickeln vor Ort in Zusammenarbeit mit den Einwohner*-innen Kunstprojekte aller Sparten mit lokalem Bezug. Der künstlerische Prozess, die unmittelbare Teilhabe und das Erleben von Kunst direkt vor der eigenen Haustür stehen im Mittelpunkt dieses interdisziplinären Programms.
AdresseMetropolregion Rhein-Neckar GmbH // Kulturbüro // M 1, 4-5 // 68161 Mannheim // Telefon: 0621 12987-90 // E-Mail: matchbox@m-r-n.com
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