TECHNOSEUM

Vom ersten Auto bis zum Roboter

› Herr Neumann, kann ich die neue Ausstellung auch genießen, wenn ich mich nicht so sehr für Motoren und Autos interessiere?
Wir haben die Ausstellung so konzipiert, dass sie für alle interessant ist — ob Kinder oder Erwachsene, ob Männer oder Frauen, ob Autofans oder Automuffel. So erzählen wir mit der Schau ein spannendes Kapitel Industriegeschichte und spannen den Bogen von den Anfängen des Automobilbaus bis heute. Man kann bei uns einen Nachbau des Benz-Patentmotorwagens ebenso begutachten wie einen Roboter, der aktuell in der Fertigungsindustrie eingesetzt wird. Zudem verbinden wir im TECHNOSEUM auch immer Technikgeschichte mit Sozialgeschichte. Folglich beschäftigt sich die Schau auch mit den Weltkriegen und mit der Frage, wie diese den Automobilbau beeinflusst haben. Und die vergleichsweise späte Normierung des Verkehrs — etwa durch Nummernschilder, Verkehrsregeln und Fahrausweise — ist ebenfalls ein Thema, das gesellschaftliche Relevanz hat und weit über das rein technische Interesse hinausgeht.


Und ausgesprochene Technikfans, kommen die auch auf ihre Kosten?
Selbstverständlich, denn natürlich gibt es auch zahlreiche Fahrzeuge zu sehen, zum Beispiel Kultautos wie die BMW Isetta oder einen VW Bulli T2. Der Opel 4 aus dem Jahr 1929 ist historisch bedeutsam, weil es sich um eines der ersten Autos handelt, das in Deutschland in Fließbandfertigung hergestellt wurde. Und dann gibt es auch kuriose Exemplare, etwa ein Amphicar aus den 1960er-Jahren, das zu Lande und zu Wasser fuhr und deshalb auch über Propeller und Positionslampen verfügt.
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    Mitmachen erwünscht! – Vom Modellauto bauen mit einem zweiarmigen Roboter oder …
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    … bis zu Prototypen der Mechanisierung – die neue Sektion der Dauerausstellung im TECHNOSEUM spannt einen weiten Bogen um die Geschichte des Automobils.

Was gibt es im TECHNOSEUM zum Auto zu sehen, das kein anderes Museum hat?
Ende 2015 haben wir Objekte und Archivalien aus dem Nachlass der Familie Carl Benz geschenkt bekommen: In der Ausstellung sind nun Möbel aus Carl Benz‘ Ladenburger Villa ausgestellt, ein Reisebericht eines der ersten Benz-Kunden sowie ein Zirkelkasten, den Benz für seine technischen Zeichnungen verwendet hat. Das Highlight ist ein Tourenwagen von C. Benz Söhne aus dem Jahr 1924, den Carl Benz nachweislich selbst benutzt hat. Es ist für uns ein Glücksfall, dass wir alle diese Stücke zeigen können — als das Technikmuseum, das in Mannheim, der Geburtsstätte des Automobils, beheimatet ist.


Was dürfte denn jüngere Ausstellungsbesucher ansprechen?
Man kann in einer virtuellen Fabrik im Jahr 1914 mitarbeiten, also erleben, was es bedeutet, wenn die Fertigung eines Autos keine Fließbandarbeit, sondern aufwendige Einzelproduktion ist. Das bedeutet, dass man verschiedene Produktionsschritte nacheinander durchführen muss — vom Gießen des Motors über den Bau der Karosserie bis hin zum Lackieren des Autos. Macht man etwas falsch, bekommt man Schelte vom Vorarbeiter. Alles läuft dabei über Touchscreens, und wir rechnen damit, dass hier die Jugendlichen den Großeltern erklären, wie man diese Bildschirme richtig bedient.


Derzeit gibt es viele Umbrüche in der Autoindustrie, man nehme nur Car-Sharing, autonomes Fahren oder Elektromobilität. Was sagt das TECHNOSEUM zur Zukunft des Autobaus?
Derzeit zeichnet sich die rundum vernetzte Fabrik als ein Modell ab, das den Autobau nachhaltig verändern könnte, nicht zuletzt, was die sich wandelnden Anforderungen an die Arbeitnehmer angeht. Wir haben deshalb am Ende der Ausstellung einen kollaborierenden Roboter aufgestellt, der mit den Besuchern gemeinsam ein Modellauto zusammenbaut — und zwar aus Komponenten, die zuvor an einem 3D-Drucker ausgedruckt wurden. Die aktuelle Generation der Industrieroboter braucht keine Sicherheitskäfige mehr, sondern unterstützt den Arbeitnehmer direkt. Wie diese neuen „Kollegen“ akzeptiert werden, wird die nahe Zukunft zeigen. ‹

TECHNOSEUM

Das TECHNOSEUM ist eines der großen Technikmuseen in Deutschland. Die Entwicklungen in Naturwissenschaften und Technik vom 18. Jahrhundert bis heute sowie der soziale und wirtschaftliche Wandel, den die Industrialisierung ausgelöst hat, sind Themen der Dauerausstellung. Maschinen werden nicht einfach gezeigt, sondern in Ensembles inszeniert, Vorführtechniker erklären Arbeitsabläufe und beantworten Fragen. Selbst aktiv werden darf man in der Experimentier-Ausstellung „Elementa“: Technische Erfindungen lassen sich hier durch eigenes Ausprobieren nacherleben. Mit Sonderausstellungen zu Themen aus Naturwissenschaften, Technik und Gesellschaft ist das Museum zugleich Forum für aktuelle Debatten. Komplettiert wird das Programm durch Vorträge, Workshops und spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche.
AdresseTECHNOSEUM // Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim // Museumsstr. 1 // 68165 Mannheim // Telefon: 0621 4298-9 // E-Mail: info@technoseum.de
Öffnungszeitentäglich 9 bis 17 Uhr
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