Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Luther, Calvin und die Kurpfalz

› 2017 wird erinnert und gefeiert — nicht nur in Deutschland: Vor 500 Jahren schlug Martin Luther seine Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Mit Luthers demonstrativem Akt nahm die Reformation ihren Anfang. Die Entstehung der neuen Konfessionen und die oft kriegerische Verschiebung der Machtblöcke in Europa hielten mehr als 100 Jahre ganz Europa in Atem. Und die Kurpfalz war einer der Hauptschauplätze der Ereignisse!

Nach Heidelberg kam Martin Luther schon 1518, gleich im Jahr nach dem Thesenanschlag. Luther trug seine Vorstellungen hochkarätigen Fachkollegen vor: Die „Heidelberger Disputation“ war ein entscheidendes Erlebnis für viele Theologen, die später zu führenden Köpfen der Reformation wurden. In den Klöstern und Schlössern der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg dreht sich in diesem Jahr alles um diese umwälzenden Ereignisse: „Im Rahmen des Themenjahrs ‚Über Kreuz‘ präsentieren wir in zahlreichen Veranstaltungen eine faszinierende Epoche — und die Schlösser der Kurpfalz stehen im Zentrum“, betont Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.
  • „Deß gwesten Pfaltzgrafen Glück und Unglück“: Weder der „Winterkönig“ Friedrich V. noch …
  • … Martin Luther – hier als Instrument des Teufels verhöhnt – blieben vom Spott und Zorn der Reformationsgegener verschont, die die Bewegung als
  • … Werk des Leibhaftigen auffasten.
Die Herren des Heidelberger Schlosses, die Kurfürsten der Pfalz, wurden schnell zu Anführern der Reformation — eine markante Position im Gefüge der Mächte. Sie machten ihren Anspruch auf eine führende Rolle auch durch ihr Schloss deutlich. „Fast alle großen Bauten des Ensembles, die den Eindruck des Schlosses bis heute prägen, entstanden im 16. Jahrhundert — allen voran die zwei mächtigen Paläste, die die Namen ihrer Erbauer tragen: der Ottheinrichsbau und der Friedrichsbau“, erklärt Hörrmann. Hatten Kurfürst Ottheinrich und sein Vorgänger Friedrich II. der lutherischen Richtung der Reformation angehört, schloss sich Friedrich III. der Bewegung an, die sich an den Lehren des Jean Calvin orientierte. Der Heidelberger Katechismus von 1563, den Friedrich von führenden Theologen der Zeit verfassen ließ, ist heute noch die Bekenntnisschrift der Calvinisten. Ironie der Geschichte: Als die kurpfälzischen Herrscherlinien gut 100 Jahre später ausstarben, übernahm ein Zweig der Familie das Land, der seit jeher zu den katholischen Mächten gehörte.

Barocke Pracht gegen reformatorische Askese

2017 machen sich die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg auf die Spurensuche: Bei besonderen Führungen, bei Festen und Konzerten mit Musik der Zeit geht es um Reformation und Gegenreformation. Die Festveranstaltung zur Eröffnung des Themenjahres 2017 findet im Schloss Heidelberg statt, inklusive eines Tages der offenen Tür im Schloss.

Mit der Bewegung der Gegenreformation antwortete die katholische Kirche auf die Reformation. Gegen die Nüchternheit der evangelischen Theologie brachten die katholischen Bauherren das ganze Arsenal der barocken Pracht in Stellung. In der Kurpfalz herrschte ab dem späten 17. Jahrhundert wieder eine katholische Linie — und diese ließ eindrucksvolle Kirchen errichten, etwa in Mannheim die Schlosskirche als Teil des neuen Barockschlosses. Das ganze Jahr über befassen sich besondere Führungen und Vorträge in den Schlössern von Mannheim und Schwetzingen mit dieser Epoche — Türöffner für spannende Entdeckungen in einer Zeit des Umbruchs. ‹

Festveranstaltung zur Eröffnung des Themenjahres 2017, 02. April 2017, ab 11 Uhr, Schloss Heidelberg.


Über Kreuz
„Über Kreuz. Reformation und Gegenreformation in den Klöstern und Schlössern“ — so lautet der Titel des Themenjahres 2017 bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg. Zu erleben sind die Originalschauplätze der Geschichte wie Schloss Heidelberg und andere Brennpunkte der Reformationszeit wie die großen Klöster Maulbronn, Alpirsbach und Bebenhausen. Die neue „Schlosscard plus“ bietet den Eintritt in 24 Monumente und obendrein die Teilnahme an vier Veranstaltungen des Themenjahrs für nur 36 Euro und ist in allen Schlössern und Klöstern erhältlich.
Weitere Infos finden Sie unter www.ueber-kreuz2017.de

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, vermitteln, entwickeln und bewahren 59 der landeseigenen historischen Monumente im deutschen Südwesten. In der Metropolregion Rhein-Neckar ist die Verwaltung der Staatlichen Schlösser & Gärten für das Schloss Heidelberg, das Barockschloss Mannheim sowie Schloss und Schlossgarten Schwetzingen zuständig. Das Themenjahr 2018 steht unter dem Motto „Von Tisch und Tafel“ und lockt die Besucher mit vielen attraktiven Angeboten in die historischen Anlagen.
TerminThemenjahr 2017
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg – Zentrale // Schlossraum 22 a // 76646 Bruchsal // Telefon: 07251 742701 /E-Mail: info@ssg.bwl.de
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