Historisches Museum der Pfalz

Der Gefangene von Burg Trifels

› Er galt als charismatischer König und wagemutiger Ritter: Schon zu Lebzeiten bildete sich ein beispielloser Mythos um Richard I. Löwenherz, der bis heute zu den bekanntesten und populärsten Herrschern des Mittelalters gehört. Seinen Beinamen erhielt er schon zu Lebzeiten aufgrund seines außergewöhnlichen Mutes und seiner Großzügigkeit. Erst viel später entstand die Legende, er habe während seiner Gefangenschaft mit einem Löwen gerungen, diesem bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen und es dann verspeist. Zeit seines Lebens stand ihm eine willensstarke und selbstbewusste Frau zur Seite: seine Mutter Eleonore von Aquitanien — erst Königin von Frankreich, dann Königin von England — galt als eine der mächtigsten und einflussreichsten Frauen des 12. Jahrhunderts.

100.000 Mark Lösegeld für den König

Die Geschichte seines bewegten Lebens führt ihn auch in die Region um Rhein und Neckar: Auf dem Rückweg eines Kreuzzugs gerät Löwenherz in die Hände seiner Widersacher, er wird gefangen genommen und etlicher Vergehen beschuldigt. Die Liste der Anklagepunkte ist lang — Löwenherz verteidigt sich jedoch so eloquent, dass sämtliche Vorwürfe fallen gelassen werden. Für seine Freiheit jedoch wird ein gigantisches Lösegeld in Höhe von 100.000 Mark gefordert. Löwenherz wird in Ketten gelegt und abgeführt.

Der Sage nach zieht sein treuer Gefährte Blondel monatelang auf eigene Faust von Burg zu Burg, um seinen gefangenen Herrn zu finden. Vor jeder Burg singt er ein gemeinsam mit Richard verfasstes Lied, bis ihm die zweite Strophe entgegenschallt: nun ist endlich klar, wo Löwenherz sich befindet.
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    Mehr als 150 Exponate zeigt die Schau in Speyer, darunter eine Replik der Grabfigur Richards I. Löwenherz (um 1200) …
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    … das Kreuz Heinrichs des Löwen (um 1190), das in Löwenherz' Geschichte eine wichtige Rolle spielte, oder …
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    … ein typisches Kettenhemd, wie es Richard Löwenherz und seine Zeitgenossen als zentralen Bestandteil ihrer Rüstung trugen.
Mehr als ein Jahr dauert die Beschaffung des Lösegelds: Altarkreuze werden gepfändet, zusätzliche Steuern erhoben. Hochbetagt, mit über 70 Jahren, übergibt Eleonore schließlich über 23 Tonnen Silber an den staufischen Kaiser und nimmt den geliebten Sohn in Empfang. Doch schon fünf Jahre später ereilt diesen ein jähes Ende: ein Armbrustbolzen trifft den König bei der Belagerung einer Burg. Nur zwölf Tage später stirbt er am Wundbrand in den Armen seiner Mutter Eleonore. Richards eher unrühmliche Nachfolge als englischer König tritt nun sein Bruder Johann Ohneland an.

Anklage in Speyer

Das Historische Museum der Pfalz in Speyer nimmt diese Geschichte zum Anlass für eine große kunst- und kulturhistorischeLandesausstellung. Unter dem Titel „Richard Löwenherz. König — Ritter — Gefangener“ präsentiert die Schau mehr als 150 einzigartige Exponate und gibt Einblick in die Welt zu Zeiten des englischen Königs. Und tatsächlich kann kaum ein anderes Museum so authentisch vom Aufstieg und Fall des berühmtesten englischen Königs des Mittelalters erzählen: Nur wenige Meter vom heutigen Portal des Historischen Museums der Pfalz wurde Richard I. Löwenherz 1193 vor dem Speyerer Dom seiner Vergehen angeklagt. Seine über ein Jahr andauernde Gefangenschaft führte ihn auf die Reichsburg Trifels bei Annweiler in der Pfalz, ins elsässische Hagenau sowie nach Speyer, Worms und Mainz. ‹


Richard Löwenherz. König — Ritter — Gefangener
17. September 2017 bis 15. April 2018
Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr (an Feiertagen und in den rheinland-pfälzischen, baden-württembergischen und hessischen Schulferien auch montags)
Historisches Museum der Pfalz, Speyer
www.loewenherz-ausstellung.de



Held in Strumpfhosen
Robin Hood — dieser Name steht wie kein anderer für Mut, Gemeinschaft und für die Hoffnung, dass am Ende das Gute siegt. Und er ist gleichzeitig untrennbar mit Richard Löwenherz verbunden. Der schottische Theologe John Major war 1521 der Erste, der die mittelalterliche Balladen-Gestalt Robin Hood ins zeitliche Umfeld von Richard Löwenherz einordnete. Im weiteren Verlauf der Legendenbildung wurde er dann zum Sozialrevolutionär und treuen Anhänger Löwenherz’ und Gegner von Prinz John stilisiert, als den wir ihn heute kennen.
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Das Historische Museum der Pfalz nimmt diese Verbindung zum Anlass, um — begleitend zur Löwenherz-Ausstellung — auf 750 Quadratmetern Ausstellungsfläche aufwendige Spielstationen und naturgetreue Kulissen zu präsentieren, in denen Kinder und Erwachsene die Welt von Robin Hood nacherleben können. Während Originalobjekte faszinierende Einblicke in das Leben im Mittelalter bieten, können die Besucher in die verschiedenen Rollen aus der Legende schlüpfen, den Wald und seine Geheimnisse erforschen, auf einem Turnierplatz Bogenschießen und die Geschichte von Robin Hood in ihrer eigenen Version fortführen. Auf dem „Marktplatz von Nottingham“ tauchen die Besucher in das Leben einer mittelalterlichen Stadt ein, stöbern durch die Marktstände und die angebotenen Waren. In Nottingham Castle betrachten die Burggäste die Waffen und Rüstungen der tapferen mittelalterlichen Ritter.


Robin Hood — Familienausstellung
12. November 2017 bis 03. Juni 2018,
Historisches Museum der Pfalz, Speyer,
www.robinhood-ausstellung.de

Historisches Museum der Pfalz Speyer

Das Historische Museum der Pfalz sowie das Junge Museum stehen für interessante Ausstellungen, informative Wissensvermittlung und unterhaltsame Veranstaltungen. Besondere Highlights sind die Sonderausstellungen, die mit ihren vielen interaktiven Angeboten und spannenden Exponaten zahlreiche Besucher auch von außerhalb der Region anlocken. Darüber hinaus bieten die Sammlungsausstellungen einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Region — von der Urgeschichte über die römische Antike bis in die Neuzeit.
AdresseHistorisches Museum der Pfalz Speyer // Domplatz 4 // 67346 Speyer // Telefon: 06232 13250 // E-Mail: info@museum.speyer.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag 10–18 Uhr
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