Nationaltheater Mannheim

Popeye und Olivia

In Mannheim, erzählt Sivan Ben Yishai, habe sie sich sofort wohlgefühlt. „Auf der Straße begegnet man Menschen mit unterschiedlichen Identitäten. Das interessiert mich. Homogene Gesellschaften dagegen erschrecken mich.“ Mannheim ist ein Jahr lang die Heimat der 41-Jährigen, die als Hausautorin des Nationaltheaters in der Stadt lebt und arbeitet. Dass die Wahl auf sie fiel, macht sie stolz: „Ich bin eine Perle in der Kette, die mit Schiller begann.“ Der Dichter floh bekanntlich aus Stuttgart in die Kurpfalz und wurde dort als erster Hausautor am Theater engagiert.

Mehr als 200 Jahre später ist die Zeit offenbar reif dafür, dass eine Jüdin aus Israel dieses Erbe fortsetzt. Obwohl sie schon acht Jahre in Berlin lebt, sieht sie sich immer noch als Außenseiterin der deutschen Gesellschaft. „Mich in das Herz ihrer Literatur einzuladen, ist eine radikale Entscheidung“, findet Yishai. Die gebürtige Tel Aviverin hat in Israel am Theater gearbeitet. Nach ihrem Umzug nach Deutschland fing sie an, auf Englisch zu schreiben. Ihre Stücke handeln von Gendergerechtigkeit, von Flüchtlingen und von der Art und Weise, wie wir mit ihnen umgehen. Gezeigt wurden sie unter anderem bei den Berliner Autorentheatertagen und im Maxim-Gorki-Theater. Zum Saisonstart wurde ihr „Liebe/Eine argumentative Übung“ in Mannheim uraufgeführt, das auf satirische Weise entlarvt, wie zementiert die Geschlechterrollen bis heute sind. Das Stück exerziert dies am Beispiel zweier ikonischer Comicfiguren durch: Popeye und Olivia.

Lieferte Schiller während seiner Zeit am Nationaltheater drei Stücke ab, geht es bei den heutigen Hausautorenschaften nicht nur darum, Texte zu schreiben. Die Gastkünstlerinnen und -künstler erleben einerseits den Theaterbetrieb hautnah, andererseits sollen sie Impulse geben. Das versucht Yishai mit dem Experiment „Supranationaltheater Frauheim“. Hier haben Mannheimerinnen die Gelegenheit, Herzensprojekte zu präsentieren. Zuletzt hat die Politologin Rajya Karumanchi-Dörsam über den Begriff „Heimat“ mit dem Publikum diskutiert. Weitere Events sind geplant.

www.nationaltheater-mannheim.de
Bildnachweis:
Christian Kleiner

Nationaltheater Mannheim

Das Nationaltheater Mannheim ist eines der größten und ältesten kommunalen Repertoiretheater Deutschlands. Hervorragende künstlerische Leistungen, Ur- und Erstaufführungen machen es zum Flaggschiff der Stadt Mannheim und überregional zu einer der bedeutendsten Bühnen Deutschlands. Davon zeugen jährlich rund 1300 Vorstellungen für ca. 330.000 Besucher genauso wie eine überregionale Berichterstattung. In jeder Spielzeit stehen in den vier Sparten Oper, Schauspiel, Tanz und dem Jungen Nationaltheater sowie der Mannheimer Bürgerbühne ca. 35 Premieren und 65 Wiederaufnahmen auf dem täglich wechselnden Spielplan.
AdresseAm Goetheplatz // 68161 Mannheim // Telefon: 0621 1680 0 // E-Mail: nationaltheater.marketing@mannheim.de
ÖffnungszeitenKartentelefon: 0621 1680 150 // Telefonzeiten: Mo–Fr 9–19 Uhr // Sa 9–13 Uhr // E-Mail: nationaltheater.kasse@mannheim.de
Kartenvorverkauf: Theaterkasse am Goetheplatz // Mo–Sa 11–18 Uhr und an allen Vorstellungstagen i
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