Heidelberger Literaturtage

Literatur auf Sendung

› Bereits im vergangenen Jahr haben Sie eine digitale Variante der Literaturtage auf die Beine gestellt. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Andrea Edel: Die Realisierung der ersten Online-Ausgabe der Heidelberger Literaturtage war eine außerordentlich interessante Erfahrung. Zu unserer Überraschung haben die Vorteile der Online-Ausgabe die Nachteile überwogen.
  • Andrea Edel, Leiterin des Kulturamts Heidelberg
Das würde man nicht unbedingt erwarten. Können Sie ein Beispiel nennen?
Edel: Die internationalen Programmbeiträge haben in der Online-Festivalausgabe immens an medialer Präsenz gewonnen. Dies liegt zum einen daran, dass vorproduzierte Videolesungen und -gespräche perfekt aufbereitet, geschnitten, mit Untertiteln und Voice-overs versehen oder um Einspielungen von Filmen und Fotos ergänzt werden können. Zum anderen sind Live-Chats zwischen internationalen Autorinnen und Autoren über mehrere Kontinente hinweg möglich, in die in Echtzeit Fragen aus dem Publikum eingespielt werden können.
Georg Bachmann: Aus meiner Sicht war unsere erste Online-Ausgabe sehr lebendig. Die Lesungen wurden von vielen Interaktionsangeboten wie zum Beispiel Publikumsgesprächen, Chaträumen oder einem Online-Büchertisch begleitet. Auch im Nachgang haben wir viele positive lokale und überregionale Zuschriften erhalten. Auf vielfachen Wunsch haben wir bis Ende des vergangenen Jahres ausgewählte Mitschnitte von Programmbeiträgen ins Internet gestellt. Das Festival konnte dadurch noch eine nachhaltige Publikumsresonanz erzielen.

Wie sieht das Festival-Konzept dieses Mal aus?
Edel: Die hybride Grundstruktur hat sich als tragfähig erwiesen — die Verbindung von Fernsehstudio und Internethub. Wir laden die Autorinnen und Autoren vorrangig zu Live-Auftritten ins Studio ein, wo sie von einer Moderatorin empfangen, vorgestellt und interviewt werden. Die Lesungen und Interviews streamen wir live. Das Publikum kann sich auf der Plattform der Heidelberger Literaturtage einklinken und im Chat Fragen an die Autorin oder den Autor schreiben. Sie werden nach Möglichkeit von der Moderatorin, Katharina Borchardt, live in ihr Interview eingeflochten. Dieses Mal aber haben wir uns für ein neues Hybrid-Format entschieden: Wir verlegen unser Festival-Fernsehstudio in einen großen Publikumsraum, sodass eine begrenzte Anzahl von Gästen im Raum dabei sein möge, sofern dies die jeweils tagesaktuell geltenden Corona-Beschränkungen zulassen.

Um welchen Ort handelt es sich?
  • Georg Bachmann, Produktionsleiter der Literaturtage
Bachmann: Wir haben einen neuen Spielort, in dem wir einerseits alle Veranstaltungen online übertragen und gleichzeitig rund 100 Sitzplätze anbieten können. Es handelt sich um den Theatersaal der Seniorenresidenz „Augustinum“ im Stadtteil Emmertsgrund, den wir dankenswerterweise zur Verfügung gestellt bekommen haben. Er hat eine Guckkastenbühne und ist normalerweise für mehr als 300 Gäste geeignet.

Wird es weitere Neuerungen geben?
Edel: Bereits im Vorfeld des Festivals werden wir auf der Internetplattform der Literaturtage eine Folge von Videomitschnitten von Interviews zum Thema „Independent-Verlage“ veröffentlichen. Zu Wort kommen besonders ambitionierte und engagierte Verlegerinnen und Verleger, Protagonistinnen und Protagonisten der deutschsprachigen Independent-Verlagsszene, die sich zum Teil seit Jahrzehnten für den Fortbestand der unabhängigen Verlage in der Bundesrepublik Deutschland einsetzen. Wie in der neuen Studie zu Perspektiven von Buchverlagen der Kulturstaatsministerin Grütters dargestellt, ist die Vielfalt der Verlagskultur bedroht, wenn die unabhängigen Verlage nicht finanzielle Unterstütung bekommen.
Bachmann: Eine neue Idee ist die „Literarische Schatzsuche“: Die Gäste der Heidelberger Literaturtage werden dazu eingeladen, sich mit einer App in Heidelberg zu bewegen, vor allem in der Altstadt. Sie können an verschiedenen Orten Texte von ausgewählten Autorinnen und Autoren hören, deren Beiträge ursprünglich für die Außenbühne von „StadtLesen“ geplant waren, das nun nicht stattfinden kann. Zudem haben wir viele interaktive Programmpunkte und Mitmachworkshops für Schulen Kinder, Jugendliche und Famlien. ‹
Bildnachweis:
Georg Bachmann

feeLit – Internationales Literaturfestival Heidelberg

Das Internationale Literaturfestival Heidelberg ist ein unverzichtbarer Bestandteil der UNESCO-Literaturstadt Heidelberg. Das Festival, das seit 1994 stattfindet, bietet eine Vielfalt an literarischen Zugängen und Formaten. Neben Lesungen von deutschsprachigen und internationalen Autoren werden Autorengespräche, performative Formate, Ausstellungen, Musikveranstaltungen und Workshops angeboten. Verlage, Buchhandlungen, Büchereien präsentieren Autoren und Neuerscheinungen.
TerminMI 09. bis SO 13. Juni 2021
AdresseStadt Heidelberg // Marktplatz 10 // 69117 Heidelberg //Telefon: +49 (0)6221 5834859 // E-Mail: feeLit@Heidelberg.de
SpielorteSpiegelzelt auf dem Uniplatz und Universität
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