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Kunst statt Kaserne

Weit hinten im neuen Mannheimer Stadtteil Franklin liegt der George-Sullivan-Ring. Die Gegensätze hier könnten nicht größer sein: Auf der einen Seite entstehen Eigenheime — Haus, Garten, Carport, Bodenfenster, privates Glück, die eigenen vier Wände. Und direkt gegenüber liegt BARAC. Eine ehemalige US-Kaserne, jetzt Künstler*innenhaus, Inklusionsprojekte, Experimentierwerkstatt.

„Alles ist im Fluss“

Doch was ist BARAC genau? „Alles ist im Fluss — wenn wir heute etwas erzählen, hat sich die Lage nächste Woche schon wieder geändert“, erklärt Myriam Holme, die das Projekt gemeinsam mit Philipp Morlock ausgetüftelt und aus der Taufe gehoben hat. Ein paar Fixpunkte gibt es aber doch. Während im rechten Flügel des U-förmigen Gebäudes Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen wohnen, ist der linke Flügel der Kunsttrakt. Im Erdgeschoss sind Atelier- und Ausstellungsräume. Im ersten Stock liegen die Zimmer, in denen die BARAC-Stipendiat*innen wohnen. Mehr als ein Dutzend davon, die Mehrheit Kunstakademie-Absolvent*innen, leben hier schon. Der Mittelteil, der die beiden Flügel verbindet, ist der offene Bereich. Eine große Küche ist hier untergebracht, ein noch größerer Aufenthaltsraum und lange Tische. Hier wird gemeinsam gekocht, gegessen und es werden Pläne und Ideen ausgeheckt. Der Kaffee wird in, sagen wir, unkonventionell geformten Tassen gereicht — Produkte des Erdlabors, in dem aus Franklin-Erde Keramik und Kunst gemacht wird.

Freiheit für Projekte, Werke, Experimente

„Wir wollten keine Residenzen“, erklärt Holme. „Wir wollen vielmehr die Leute nach dem Studium abholen, ihnen etwas anbieten und einen Start in die künstlerische Existenz ermöglichen.“ Ein Jahr läuft das Stipendium auf BARAC und kann maximal um ein Jahr verlängert werden. Ein festes Programm oder Curriculum gibt es nicht, stattdessen Freiheit für Projekte, Werke, Experimente. „Wir nehmen euch an die Hand, begleiten euch und eure Arbeiten und vernetzen euch — das ist unser Versprechen“, sagt Myriam. Und dieses Versprechen löst BARAC ein: So gab es schon diverse Kooperationen mit dem Nationaltheater sowie der Kunst-
halle Mannheim, dazu noch Einzel- und Gruppenausstellungen der Stipendiat*innen an verschiedenen Orten in der Region.

Nach dem Projekt ist vor dem Projekt

Dass BARAC auf Franklin und damit auf einer der sogenannten Konversionsflächen liegt, ist kein Zufall. Philipp Morlock hat die Konversion, also die Umwandlung und Entwicklung der ehemaligen Flächen und Quartiere der US-Armee, von Anfang an künstlerisch begleitet. Der Franklin-Store oder die Franklin-Schafe sind nur zwei der zahlreichen Projekte, die er auf den Konversionsflächen initiiert und umgesetzt hat. „Als wir von dem Gebäude am Sullivan-Ring erfahren haben, war schnell klar, dass das ein perfekter Ort für unsere Idee eines experimentellen Kunsthauses war“, berichtet Morlock. Finanziert wurde das Projekt mit Unterstützung einer kunstaffinen Stiftung. Diese kaufte im Frühjahr 2020 das Gebäude und stellt es BARAC für 99 Jahre in Erbpacht zur Verfügung.

BARAC läuft also, für Myriam Holme und Philipp Morlock aber kein Grund, sich auszuruhen. Mit dem „Golden Village Institute“ haben sie bereits das nächste Projekt in Planung, mit dem sie Kunst, Design, Architektur und Wissenschaft an einen Ort bringen möchten.

www.barac-mannheim.com
Bildnachweis:
Frank Hoffmann (von links: Philipp Morlock, Myriam Holme, Andreas Handel)

barac

barac wurde im Jahr 2020 von den beiden Künstler*innen Myriam Holme und Philipp Morlock gemeinsam mit dem Architekten Andreas Handel gegründet. Untergebracht in einer ehemaligen Kaserne der US-Armee ist barac unter dem Motto „Kunst / Labor / Soziales“ gleichzeitig temporäres Künstleratelier, Werkstatt, Manufaktur, Erdlabor, Farblabor und Küchenlabor und verbindet Kunst mit Inklusion und Wohnen
Adressebarac // George-Sullivan-Ring 61/63/65/67/69/71 // Franklin // 68309 Mannheim
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