Festival des deutschen Films

Magie einer Insel

› Festivals beschleunigen die Zeit. Nicht nur weil die wenigen besonderen Tage stets viel zu schnell wieder vorbei sind, es sind auch die Jahre des Bestehens, die man so deutlich vor Augen hat — ganz so, wie wenn wieder der eigene Geburtstag vor der Tür steht. Für dieses Filmfestival ist es der zwölfte. Staunend begreift man, wie steil die Kurve nach oben geht — mit 7.000 Besuchern im Jahr 2005 und fast 90.000 im Jahr 2015 –, wie aus einem provisorisch unten am Rheinufer errichteten Besucherzelt und einem Kino oben unter den Bäumen eine ausgeklügelte Zeltlandschaft wurde, mit einer sorgfältig geplanten Infrastruktur — vom Catering über wetterfeste Wandelgänge und lichtdichte Kinozelte mit je 1.200 Sitzplätzen bis zu den Terrassen am Rhein samt perfekter Illumination.
  • katja riemann festival des deutschen films parkinsel ludwigshafen
    Danke für die Blumen! Katja Riemann und …
  • otto sander festival des deutschen films parkinsel ludwigshafen
    … Otto Sander nahmen beim Festival des deutschen Films den "Preis für Schauspielkunst" entgegen.
Von Anfang an waren wir uns als Verantwortliche sicher, dass die Parkinsel ein wesentlicher Faktor für den Erfolg des Festivals sein würde, dieser Ort mit einer gewissen Magie — „mit einer Verzauberung wie im Kino“, von der die erste Jury damals sprach und die einen FAZ-Journalisten das Festival zum „schönsten Festival Deutschlands“ küren ließ. Von Anfang an waren wir deshalb sorgsam bemüht, keinen Quadratmeter dieser Insel zu viel zu benutzen, sie zu schonen, so gut es nur geht. Obwohl sich die Besucherzahl mehr als verzehnfacht hat, haben wir die räumliche Ausdehnung nur verdoppelt, ist die Zufahrt auf die Insel, aus Rücksicht auf die Anwohner, für die Gäste nur über einen kostenlosen Bus-Shuttle vom eigens angemieteten Parkhaus möglich.

Bis heute staunen selbst die Festivalbesucher aus der unmittelbaren Umgebung darüber, dass Ludwigshafen, das man ansonsten vor allem als funktionale Chemiestadt kennt, über ein solches Kleinod wie die Parkinsel verfügt. Und wie die Film- und Fernsehbranche erst gestaunt hat! Vom Hotel durch ein Hafengelände, zunehmend mit schmucken Wohnhäusern bebaut, geht die Fahrt der Filmstars unverhofft mitten ins Grüne, bis sie am roten Teppich unter großem Beifall in einem verblüffend schönen Set aus dem Wagen steigen und dann wie Hannelore Hoger 2014 ausrufen: „Das ist ja wie in Cannes hier!“

„Der deutsche Film wird Kunst sein oder er wird nicht sein“

Gleich im ersten Jahr 2005 staunten dagegen erst einmal wir als Veranstalter über die vielen Regisseure und Produzenten, die spontan angereist waren und sich am Rheinufer unterm Zeltdach trafen, weil sie das Gefühl hatten, hier auf der Insel entstünde etwas Neues. „Der deutsche Film wird Kunst sein oder er wird nicht sein“, lautete einer der Sätze der „Ludwigshafener Position“, die sie als Protest verabschiedeten gegen die zunehmende Kommerzialisierung des deutschen Films. Sofort war das Filmfestival auf der Landkarte der Branche und wurde mit Aufmerksamkeit verfolgt.

Derart beflügelt gingen wir als Veranstalter daran, diesen glücklichen Anfang für einen kontinuierlichen Ausbau zu nutzen. So gab es viele Jahre die Gesprächsrunden der „Sommerakademie“, an die nun die „Inselgespräche“ anknüpfen, die in diesem Jahr erstmals stattfinden und bei denen sich am 18. Juni einflussreiche Fernsehredakteure treffen, um über die alte neue Frage zu reden, wie wichtig die Einschaltquoten sind im Verhältnis zu den — vielleicht noch verborgenen — Interessen des Publikums.
  • Stars, Stars, Stars: Klaus Maria Brandauer war ebenso schon auf der "Insel" wie …
  • volker schlöndorff festival des deutschen films parkinsel ludwigshafen
    … Regielegende Volker Schlöndorff ("Tod eines Handlungsreisenden"), …
  • nina hoss festival des deutschen films parkinsel ludwigshafen
    … Nina Hoss, …
  • moritz bleibtreu festival des deutschen films parkinsel ludwigshafen
    … Moritz Bleibtreu, …
  • bruno ganz festival des deutschen films parkinsel ludwigshafen
    … Bruno Ganz …
  • jan josef liefers anna loos festival des deutschen films parkinsel ludwigshafen
    … oder Jan Josef Liefers mit Kollegin und Ehefrau Anna Loss.
Denn auch in diesem Punkt hat sich das Festival des deutschen Films zu einer für die Branche hoch interessanten „Testanordnung“ entwickelt: Es lotet aus, was den Deutschen in Sachen Film nicht nur zuzumuten ist, sondern was sie sich vielleicht sogar heimlich wünschen. Bester Beleg hierfür sind die „Filmgespräche“, bei denen nach den Vorführungen Hunderte von Zuschauern mit den Regisseuren, Produzenten und Redakteuren über das Gesehene diskutieren. Hier wird immer wieder deutlich, dass das Publikum Qualität wahrnimmt und wertschätzt. Nicht zuletzt deswegen haben sie sich inzwischen in der Filmszene als Institution etabliert und gehören zu den Gründen, warum man als Regisseur oder Produzent gerne mit seinem Film nach Ludwigshafen kommt.

Insel der Glücklichen

Es sind solche handfesten Qualitäten der „Insel der Glücklichen“, die dafür sorgen, dass das Festival Jahr für Jahr aufs Neue überrascht und gelingt. Denn nur „schön“ wäre der Branche zu wenig. Wobei die Filmleute am Ende genau wie alle andern Besucher am Rheinufer stehen und den Sonnenuntergang nicht verpassen wollen, und sei es auch nur kurz, bevor der nächste Film beginnt.

In diesem Jahr haben wir eine weitere große Leinwand direkt am Wasser installiert — für das volle Open-Air-Gefühl, für „Filme unterm Sternenhimmel“. Selbstverständlich haben wir dabei auch an diejenigen gedacht, die nebenan wohnen, und an die, die sich auf der Festivalterrasse weiter unterhalten wollen: Die Filme am Rheinufer laufen stumm und friedlich vor sich hin, es sei denn, man holt sich einen Kopfhörer. „Auf zur Parkinsel!“ — so steht es auf dem Plakat der zwölften Ausgabe dieses Festivals. Wir laden Sie herzlich ein, gemeinsam mit uns diese besonderen Tage zu erleben: „Auf nach Ludwigshafen!“

Festival des deutschen Films

Das Festival des deutschen Films hat sich als Sommertreff der deutschen Filmszene etabliert und lockt jährlich fast 120.000 Besucher auf die Ludwigshafener Parkinsel. Zu sehen gibt es in den beiden großzügigen Kinozelten sowie auf einer Open-Air-Leinwand am Fluss ausschließlich neue deutsche Filme, die cineastische Qualität über den Kommerz stellen. Das Festival fördert mit dem Filmkunstpreis, dem Publikumspreis sowie einer Reihe weiterer Preise engagierte Filmemacher und Produzenten. Mit dem „Preis für Schauspielkunst“ wird zudem jedes Jahr ein Star des deutschen Films geehrt.
TerminMI 15. Juni bis SO 03. Juli 2016
AdresseFestival des deutschen Films gGmbh // Luitpoldstraße 56 // 67063 Ludwigshafen // Telefon: 0621 95304400 // info@fflu.de
SpielorteParkinsel/Ludwigshafen
facebooktwitterg+Mail