Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Die Macht der Elemente

› Feuer und Wasser sind Grundelemente der bildlichen Ausstattung vieler Schlösser und Klöster — nicht selten in allegorischer Form: Fresken, Skulpturen und Stuckaturen zeigen vielfach Flussgötter und Wassernymphen. Ein anderes Beispiel ist Vulcanus, der Gott des Feuers und der Waffenschmiede — für die militärisch aktiven Barockfürsten eine symbolträchtige Figur. Abstrakt finden sich züngelnde Flammen und mäandernde Wasserläufe auch in mancher Dekoration wieder.

Das feinmaschige Netz aus Röhren und Kanälen bildet die eigentliche Lebensader von vielen der großen historischen Gartenanlagen. Um das kühle Nass in alle Winkel und zu allen Pflanzenkostbarkeiten zu befördern, machten sich die Erbauer oft natürliche Wasserläufe zunutze. In einigen Gärten haben sich auch die historischen Wasserwerke erhalten: Mit Hochdruck versorgten sie die Wasserspiele und Springbrunnen in den zentralen Bassins und ließen dabei meterhohe Fontänen in die Luft steigen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Schlossgarten der einstigen kurpfälzischen Sommerresidenz in Schwetzingen. Er besitzt eine der ältesten noch funktionstüchtigen Einrichtungen zur Wasserversorgung. Auch die Fürstbischöfe von Speyer ließen es sich nicht nehmen, ihren Garten in Schloss Bruchsal mit Bassins und Fontänen auszustatten. 1908 wurde ein älteres Becken zum Ententeich umgestaltet.

Ein heißes Bad für den Kurfürsten

Doch Wasser als Element hatte auch über die Gartenanlagen hinaus eine große Bedeutung in den Adelskreisen. Die Fürsten und Grafen knüpften dabei häufig an antike Formen an, da das Baden in der Antike nicht nur der Körperpflege diente, sondern gleichzeitig meist ein religiöser Akt war. Die römischen Thermen waren deshalb immer einer oder mehreren Gottheiten geweiht. So wachte über das antike Badenweiler die Göttin Diana Abnoba, die Göttin des Schwarzwaldes. Auch bei Hofe zelebrierte man das Baden — es war Mittel zur Regeneration und Repräsentation. Das private Badhaus Carl Theodors in Schwetzingen belegt die Raffinesse der höfischen Badekultur: Über bleierne Rohre in Form von vier Schlangen wurde erhitztes Wasser in eine in den Boden eingelassene Marmorwanne geleitet, in der sich die Badenden tummeln und entspannen konnten.

Eine wichtige Rolle spielte der Zugang zu Wasser auch bei geistlichen Liegenschaften — gerade für die Zisterzienser war Wasser erste Voraussetzung jeder Klostergründung. Bäche, Flüsse und Quellen versorgten die Mönche nicht nur mit Trink- und Nutz- wasser. Das Brunnenhaus im Kloster Maulbronn diente auch liturgischen Zwecken. Die Seen in der Umgebung wurden zudem für die Fischzucht genutzt. Wasser machte autark und versprach Prosperität — vor allem, wenn man es auch technisch nutzte. Schon die Regel des heiligen Benedikt formulierte die Mühle deshalb als Grundbedingung des Klosters.

An den adeligen Höfen wiederum wusste man auch das Element Feuer zu inszenieren. Seit der Renaissance krönten kunstvolle Feuerwerke die höfischen Festlichkeiten. Das pyrotechnische Spektakel diente der Feier des Augenblicks und war — gerade in seiner aufreizenden Kurzlebigkeit — ein Ausdruck verschwenderischen Überflusses. Mit großer Geschicklichkeit und mit viel Fantasie illuminierten die Feuerwerker die höfische Architektur und zauberten bunte Farben und Formen an den Nachthimmel.

Phönix aus der Asche

Das Element Feuer hat in der Geschichte der Burgen, Klöster und Schlösser allerdings auch immer wieder seine zerstörerische Macht bewiesen. Manche Monumente haben sich von den Bränden und Feuersbrünsten nie mehr ganz erholt. So zündeten französische Truppen 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges Schloss Heidelberg an mehreren Stellen an und setzten so die Entwicklung der einstigen Festung zu einer der berühmtesten Ruinen der Welt in Gang. Andere dagegen sind wie Phönix aus der Asche wiedererstanden. So wurde das Kloster Salem 1697 bei einem Großbrand fast vollständig zerstört. Nur wenige Wochen nach dem Unglück beschloss man aber, die Anlage wieder komplett aufzubauen, die bereits 1706 zumindest teilweise wieder bezogen werden konnte. Zu den Neubauten zählte auch eine Feuerwache, die heute als Museum durch vier Jahrhunderte Feuerwehrgeschichte führt.

Feuer und Wasser — das Themenjahr der Schlösser und Gärten Baden-Württemberg bietet ein vielfältiges Programm. Bei Sonderführungen und ganz unterschiedlichen Veranstaltungen können die Besucher*innen die historischen Monumente und deren Verhältnis zu den beiden Elementen nochmals neu entdecken. ‹

„Feuer und Wasser“ — Themenjahr 2023
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Schloss Heidelberg, Schloss Mannheim und viele andere historische Orte und Monumente in Baden-Württemberg
www.schloesser-und-gaerten.de
Bildnachweis:
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Foto: Günther Bayerl

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, vermitteln, entwickeln und bewahren 59 der landeseigenen historischen Monumente im deutschen Südwesten. In der Metropolregion Rhein-Neckar ist die Verwaltung der Staatlichen Schlösser & Gärten für das Schloss Heidelberg, das Barockschloss Mannheim sowie Schloss und Schlossgarten Schwetzingen zuständig. Das Themenjahr 2018 steht unter dem Motto „Von Tisch und Tafel“ und lockt die Besucher mit vielen attraktiven Angeboten in die historischen Anlagen.
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg – Zentrale // Schlossraum 22 a // 76646 Bruchsal // Telefon: 07251 742701 /E-Mail: info@ssg.bwl.de
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