Historisches Museum der Pfalz

Auf ein Rendezvous nach Speyer!

› Wer in den 1970er-Jahren und bis in die 1990er-Jahre hinein in pfälzischen Städten wie Landau, Kaiserslautern oder Speyer unterwegs war, konnte die jungen französischen Soldaten, die — häufig in Gruppen — unterwegs waren, nicht übersehen. Besonders auffällig war dies an den Freitagen, wenn sie mit See- oder Rucksäcken bepackt zum Bahnhof eilten, um ihre Wochenendfahrt zu ihren Angehörigen in Frankreich anzutreten. Darüber hinaus gehörten Autos mit französischem Nummernschild zum ganz normalen Stadtbild und man fuhr immer wieder an französischen Kasernen und Wohnanlagen vorbei.

Freundschaften, Liebesbeziehungen und Ehen
  • historisches museum der pfalz speyer rendezvous französisch besatzung
    Erinnerungen: Guy Lesueur, der der Domstadt auch nach seiner Militärzeit treu geblieben ist, mit zwei Kameraden um 1958.(Foto: Privatarchiv Guy Lesueur)
Auch wenn die französischen Streitkräfte in der Pfalz eine abgeschlossene Gesellschaft bildeten, gab es vielfältige Berührungspunkte zwischen dem französischen Militär, zivilem Servicepersonal und der einheimischen Bevölkerung. Aus manchen Begegnungen zwischen Deutschen und Franzosen erwuchsen sogar lebenslange Freundschaften, Liebesbeziehungen und Ehen. Aber auch wenn für die meisten Menschen der direkte Kontakt zu „den Franzosen“, wie sie in der Alltagssprache genannt wurden, die Ausnahme blieb, nahm man das friedliche Miteinander zweier Nationen, die sich noch wenige Jahrzehnte zuvor feindlich gegenüberstanden, als selbstverständliche Begleiterscheinung einer langen Friedenszeit wahr.

Fotos, Filme und andere Erinnerungsstücke

Als nach dem Ende des Kalten Krieges und nach der Wiedervereinigung Deutschlands auch in der Pfalz die französischen Truppen mit ihren Zivilbeschäftigten bis 1999 allesamt abgezogen wurden, entstand nicht nur eine räumliche Leere. Die meisten der von den Franzosen genutzten Liegenschaften werden inzwischen im Zuge der Konversion anderweitig verwendet, vereinzelte Gebäude, Straßen- und Hausnamen erinnern aber noch an die Zeit der französischen Präsenz in der Pfalz.
  • Momente: Régis Tabeau, der die Ausstellung großzügig mit Fotos aus seinem Privatarchiv unterstützt hat, im Sommer 1967 im Quartier Normand in Speyer.(Foto: Privatarchiv Régis Tabeau)
Das Historische Museum der Pfalz zeigt nun mit „Rendezvous. Frankreichs Militär in der Pfalz 1945–1999“ eine Kabinettausstellung, die auf rund 230 Quadratmetern von der schrittweisen Aussöhnung zwischen den französischen Streitkräften und der deutschen Bevölkerung sowie den daraus entstandenen Freundschaften erzählt. Sie zeigt Fotodokumente und Exponate der Erinnerungskultur aus privaten und öffentlichen Sammlungen in Deutschland und Frankreich. Wandbanner, digitalisierte Karten und Kurzfilme beleuchten unterschiedliche Facetten der deutsch-französischen Vergangenheit.

Drei Spinde voll Erinnerungen

Im Mittelpunkt der Präsentation stehen drei gefüllte Spinde, die den französischen Soldaten Guy Lesueur, Roger Gandit und Régis Tabeau gewidmet sind. Diesen sowie deren Angehörigen verdanken die Ausstellung sowie das zur Ausstellung erschienene Begleitbuch viele historische Hinweise und Erinnerungen. Guy Lesueur, der als Wehrpflichtiger in den 1950er-Jahren in Speyer diente, setzt sich darüber hinaus bereits seit Jahrzehnten für die deutsch-französische Aussöhnung und Freundschaft ein.

Die Ausstellung sollte eigentlich zum 8. Mai 2020, dem Tag, an dem sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 75. Mal jährte, eröffnet werden — musste wegen der Corona-Krise aber um ein ganzes Jahr verschoben werden. Auch wenn die gegenwärtige Lage das Thema „Grenzen“ wieder auf die Tagesordnung gebracht hat, erinnert die Ausstellung daran, dass Grenzen zwischen Menschen, Regionen und Staaten wieder überwunden werden können.‹


Rendezvous. Frankreichs Militär in der Pfalz 1945–1999
bis 29. Januar 2022
Historisches Museum der Pfalz
www.museum.speyer.de
#RendezvousAusstellungSpeyer

Aktuelle Informationen zu den inzidenzabhängigen Öffnungszeiten und Sicherheits- sowie
Hygienevorgaben sind auf der Museums-Website unter www.museum.speyer.de zu finden.
Bildnachweis:
Die Hochzeit des französischen Militärarztes Dr. Jean-Claude Waguet mit Katia Bourgeois, Tochter des damaligen Kommandeurs des 32° Régiment du Genie im Jahr 1966 im Dom zu Speyer (Foto: Bettina Deuter)

Historisches Museum der Pfalz Speyer

Das Historische Museum der Pfalz sowie das Junge Museum stehen für interessante Ausstellungen, informative Wissensvermittlung und unterhaltsame Veranstaltungen. Besondere Highlights sind die Sonderausstellungen, die mit ihren vielen interaktiven Angeboten und spannenden Exponaten zahlreiche Besucher auch von außerhalb der Region anlocken. Darüber hinaus bieten die Sammlungsausstellungen einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Region — von der Urgeschichte über die römische Antike bis in die Neuzeit.
AdresseHistorisches Museum der Pfalz Speyer // Domplatz 4 // 67346 Speyer // Telefon: 06232 13250 // E-Mail: info@museum.speyer.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag 10–18 Uhr
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    Medicus-Ausstellung. Es ist die Welt der Bader und Quacksalber, in der der junge Rob Cole, der Held des Erfolgsromans „Der Medicus“, aufwächst. Sein Wunsch, kranke Menschen zu heilen, und sein Verlangen nach Erkenntnis führen ihn von Europa in den Orient, wo er durch die ansässigen Gelehrten auf das medizi­nische Wissen der Antike trifft. Bezugnehmend auf die mitreißende Erzählung von Noah Gordon, deren Verfilmung im Jahr 2013 Millionen Menschen begeisterte, zeigt das Historische Museum der Pfalz Speyer eine einzigartige kulturhistorische Schau zur Geschichte der Medizin.
    Bis 13.06.2021, museum.speyer.de
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