Wunder der Prärie

Wer, wenn nicht wir?

› Seit mehr als zehn Jahren gibt es Wunder der Prärie, und das ist vermutlich das größte Wunder daran. War es 2004 noch augenzwinkernde Selbstironie, das damals noch jährlich stattfindende Performancefestival nach dem Disney-Naturfilmklassiker zu benennen, ist das Wunder inzwischen wahr geworden: Das Festival hat sich behauptet, ist gewachsen und inzwischen ein anerkanntes Kulturereignis — mit Resonanz weit über die „Prärie“ der Kulturregion Rhein-Neckar hinaus. Die Veranstalter aus dem Mannheimer Kunstzentrum zeitraumexit sind mit dem Festival gewachsen, vor allem an den Herausforderungen, die sich das Team um Gabriele Oßwald, Wolfgang Sautermeister und Tilo Schwarz immer wieder gestellt hat.

Neuanfang und Fortsetzung

Im Jahr 2017 wechselt nach 15 Jahren die Leitung des Hauses. Doch die zehnte Ausgabe des Festivals werden Oßwald und Sautermeister im kommenden September gemeinsam mit dem neuen künstlerischen Leiter Jan-Philipp Possmann kuratieren. Es ist zugleich Neuanfang und Fortsetzung der bisherigen erfolgreichen Zusammenarbeit. Und ein Geschenk an die wichtigste Gruppe bei jedem Festival: das Publikum. Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit von zeitraumexit bestand schon immer darin, die Rolle der Zuschauerinnen und Zuschauer zu hinterfragen, genauso wie die Grenze zwischen Bühne und Publikum. „Die Jubiläumsausgabe widmet sich nun ganz der wunderbaren und unberechenbaren temporären Versammlung, die wir Aufführung nennen“, erläutert Possmann.

Über die Jahre hat Wunder der Prärie verschiedenste Aufführungsformen präsentiert. Theater, Performance, Lesung, Happening oder Ausstellung — alle diese Live-Formate sind gemeinsame Unternehmungen von Künstlerinnen und Künstlern, Veranstaltern und Veranstalterinnen, Zuschauern und Zuschauerinnen. „Dieses Gemeinsame wird immer wieder neu verhandelt“, sagt Possmann.

Zuschauer als Zeugen und Mittäter

Zuschauen ist daher niemals nur passives Beobachten, Zuschauer und Zuschauerinnen sind Zeugen und Zeuginnen, sind Mittäter und Mittäterinnen. Dieser politische Aspekt der Aufführung beschäftigt auch Künstlerinnen und Künstler — 100 Jahre nachdem Dada die Regeln der Aufführung und der Kunst auf den Kopf stellte, ist das Interesse an der Aufführung als politischer Artikulation neu erwacht. Doch bei Wunder der Prärie 2017 begegnen sich nicht nur Kunst und Politik, sondern auch europäische Kultureinrichtungen sowie Aktivistinnen und Aktivisten aus Ländern wie Ungarn, Griechenland, Spanien oder Kroatien und diskutieren in einem Summit über das Verhältnis zwischen Kultur und Protest in der aktuellen europäischen Politikkrise.

2017 ist der Star von Wunder der Prärie also niemand anderes als: wir selbst. Denn der Mensch ist nur als soziales Wesen überhaupt Mensch. Und nirgendwo wird das Soziale in der Kunst so zum Thema wie in der Aufführung. ‹

Wunder der Prärie

Alle zwei Jahre wird die Metropolregion Rhein-Neckar zum Zentrum internationaler Live-Art: Mit Performance, Tanz und genreübergreifenden Projekten an der Schnittstelle zu Theater und Bildender Kunst steht „Wunder der Prärie“ seit 2004 für die Präsentation aktueller Kunstformen im Südwesten der Republik. „Wunder der Prärie“ zählt zu den 15 Top-Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar und steht unter der Schirmherrschaft von OB Dr. Peter Kurz.
TerminSeptember 2017
Adressezeitraumexit // Hafenstraße 68 // 68159 Mannheim-Jungbusch // Telefon: 0621 3709831 // E-Mail: info@zeitraumexit.de
Spielortezeitraumexit
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